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farben gehaltenen Narrenkleidung trug und fleißig handhabte.
Er hatte nicht bloß durch närrische Einfälle für Kurzweil zu
sorgen, sondern auch des überlieferten Zeremoniells zu walten;
besondere Sünder gegen die Schützenordnung wurden in der derben
Art der Zeit von ihm in seinem „Predigtstuhl“ justifiziert. Zur
Seite stand ihm in gleichem Kostüme eine kleine Schar durch-
triebener junger Kerle. Außer dem Schießen fand allerlei Kurz-
weil für das Volk statt und Gaukler mit den verschiedensten Künsten
ließen sich sehen. Der Zudrang, auch aus weiterer Ferne, war
in der Regel bedeutend. Nach Zwickau hatten 1573 39 Orte
187 Armbrustschützen gesandt; mit ihnen erschienen drei schwä-
bische Bauern aus Göppingen, die zum Arger der Zwickauer die
besten Preise gewannen. Auch sog. „Glückstöpfe“ wurden auf-
gestellt; in dem einen auf Zetteln die Namen der Spieler, in
dem andern die Gewinnummern ebenfalls auf Zetteln; solche
blieben zu Leipzig 1592 8 Tage lang im Betriebe, als Vor-
läufer der späteren Lotterien.
Bei solchen festlichen Veranstaltungen zeigte sich noch die
Wohlbehäbigkeit der Bürgerschaft. Handwerk hatte noch immer
goldenen Boden; die Zünfte hielten auf feste Preise, die freilich
nicht allgemein Beifall fanden, oft auch nicht in der Hof= und
Haushaltung des Kurfürsten, der mehrmals versuchte, für ge-
wisse Erzeugnisse Maximalpreise zu bestimmen. Auch das Kunst-
handwerk blühte; berühmt waren die Leipziger Zinngießer, die
Wittenberger Plattner, d. h. Harnischmacher, aus deren Zahl Haus
Eryngk, vor allem aber die Familie Rockenberger hervorzuheben
ist. Auch die Goldschmiedekunst hatte in dem Leipziger Jakob
Grieb und den Dresdenern Georg Weinolt und Urban Schneeweiß
anerkannt tüchtige Vertreter.
Von größeren Betrieben verdient die Leinwandfabri-
kation Erwähnung. Ein Bericht vom Jahre 1581 besagt,
daß zu Leipzig, Colditz, Rochlitz und Waldheim von den Nürn-
berger Kaufleuten für zirka 200000 Gulden Leinwand gehandel,
dann zum Teil in Leipzig gefärbt und nach Nürnberg verschict
werde; es seien fürf namhafte Nürnberger Firmen, die zu Leipzig
Zweigniederlassungen hätten und sich guten Kredits erfreuten. —