Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Bulle zum Reichsvikar in den Ländern des Sachsenspiegels, wäh- 
rend in denen des Schwabenspiegels der Pfalzgraf dieselbe Würde 
verwaltete. Schwierigkeiten bereitete diesen beiden protestantischen 
Vikaren das meist mit katholischen Räten besetzte Reichskammer- 
gericht, das durch Hinausschiebung seiner Urteile deren Unter- 
siegelung mit dem von den beiden Fürsten verabredeten gemein- 
samen Vikariatssiegel umging und auch dem von den Vikaren 
zum Vorsitzenden präsentierten Heinrich Schenken von Limburg die 
Anerkennung verweigerte. 
Die im Mai 1612 in Frankfurt zur Wahl zusammentreten- 
den Kurfürsten entschieden sich für Matthias, namentlich bestimmt 
durch dessen Minister, den gewandten Bischof, nachherigen Kardinal 
Melchior Khlesl. Bei der Aufstellung der Wahlkapitulation 
verlangte die Pfalz zunächst paritätische Besetzung nicht nur des 
Reichskammergerichts, sondern auch des Reichshofrates und eines 
erst durch die Präsentation der Kurfürsten zu bildenden Geheimen 
Rates, der dem Kaiser zur Seite stehen sollte; Kursachsen pflichtete 
anfangs dieser Forderung bei, ließ aber dann, durch Kurmainz be- 
wogen, die Forderung der Parität in den beiden Räten fallen. 
Gleich von Anfang an aber trat es mit den Katholiken der anderen 
Forderung der Pfalz entgegen, daß der neue Kaiser durch einen 
sog. Lehnsindult eine vorläufige Anerkennung der protestantischen 
Inhaber früherer Bistümer aussprechen sollte. So bot die von 
Matthias am 13. Juni 1612 beschworene Wahlkapitulation den 
Protestanten wenig mehr rechtliche Garantien, als sie vorher be- 
sessen hatten. Gleicherweise schloß sich Johann Georg auf dem 
am 13. August 1613 eröffneten Reichstage den zu Rotenburg 
gefaßten energischen Beschlüssen der Union nicht an und votierte 
bedingungslos die verlangte Türkenhilfe. Daß bei dieser Haltung 
Sachsens von dem Erzbischof Schweickard von Mainz immer wieder 
der Gedanke angeregt wurde, Johann Georg in die Liga auf- 
zunehmen, konnte nicht wundernehmen. 
Auch versprach der neue Kurfürst im Dezember 1614, sich 
ohne Rücksicht auf die Pfalz oder Brandenburg mit den andern 
Kurfürsten und dem Kaiser über die Wahl eines Nachfolgers 
des kränklichen Matthias aus dem Hause Österreich zu einigen.
	        
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