Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Zwistigkeiten hatte Christian II. 1609 und 1611 Wehrord- 
nungen erlassen, die auf dem Papier bestehen geblieben waren. 
Auf Grund einer 1611 von Hans Gersdorf ihm eingereichten 
Denkschrift legte Johann Georg 1612 dem Torgauer Landtag 
eine „neue und nunmehr dritte Defensionsordnung“ vor und 
brachte sie zur Annahme. Danach bestand die von der Ritterschaft 
äu stellende Reiterei, ohne die Offiziere aus 1592 3¾/¾ Pferden, in 
5wei Regimentern zu 902½ und 690¼ Pferden; jedes Regi- 
ment zerfiel in 6 Kornetts oder Kompagnien von ungleicher Stärke. 
Außerdem sollte aber nun das Fuß= oder „Defensionsvolk“ aus 
den angesessenen Männern der Städte und Amter genommen 
werden. Auf diese Weise sollten sich 9360 Defensioner ergeben 
in zwei Regimentern zu je acht Fähnchen, und in zwei Fähn- 
chen zur Besatzung Dresdens; jedes Fähnchen hielt 520 Mann. 
Die Ausrüstung und Bewaffnung lag den Städten und Dörfern 
ob, Löhnung und Beköstigung nahm der Kurfürst auf sich. Außer- 
dem waren 1500 Schanzgräber und 406 vierspännige Traus- 
portwagen in Bereitschaft zu halten. Die „Artholerey“ trat 
auch jetzt noch sehr zurück; der Kurfürst gab dazu 15 Ge- 
schütze verschiedenen Kalibers und zwei Mörser. Im ganzen stan- 
den also für den Dienst im Felde 13500 Mann zur Verfügung; 
die Zahl der für die Verteidigung der Städte disponiblen wehr- 
haften Bürger betrug zirka 16000. 
Und nun spann sich mit dem am 23. Mai 1618 zu Prag 
verübten Fenstersturze der Grafen Martinitz und Slavata das 
große Verhängnis des 30jährigen Krieges an. Kurfürst 
Johann Georg war wenige Tage nach dem Ereignisse vom kaiser- 
lichen Hofe amtlich über die Lage unterrichtet und unter Hinweis 
auf die sächsisch-böhmische Erbeinung um eventuelle Hilfe ange- 
gangen worden, obwohl der Mitte Juni aus Wien anlangende 
Graf Zollern versicherte, daß der Kaiser durchaus einen fried- 
lichen Austrag der Sache wünsche; auch betonte er, daß es sich 
um religiöse Angelegenheiten gar nicht, sondern nur um poli- 
tische handle; die Böhmen erstrebten eine Republik. Aber auch 
die Böhmen hatten den Kurfürsten gleich anfangs in Kenntnis 
gesetzt und natürlich gerade auf die hauptsächlich religiöse Seite
	        
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