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von Bedeutung beizumessen. Am 22. April 1620 erhielt der
Kurfürst die „Kommission“, die Lausitzen und Schlesien zu be-
setzen; da darin mit keinerlei Wort des Mazjestätsbriefs und der
Glaubensfreiheit gedacht war, so kam er neben militärischen Fragen
in einer Eingabe an Ferdinand auf seine diesbezüglichen Bedenken
zurück. Die zweite „Kommission“ vom 6. Juni 1620 berück-
sichtigte nur die militärische Seite, auf die religiöse nahm ein
gewundener Privatbrief Bezug, der nichts anderes enthielt, als
„teutsch, kaiserlich und aufrichtig“ gegebene Versicherungen des
einstigen Jesuitenschülers zu Ingolstadt.
Aber nun zeigte sich der im Januar 1620 zu Dresden ver-
sammelte Landtags-Ausschuß irgendwelcher kriegerischer Aktion
gänzlich abgeneigt. Noch viel weniger konnte der im Februar
zu Leipzig zusammengetretene obersächsische Kreistag zu einer
Unterstützung des Kaisers gewonnen werden; er vergönnte sogar
einer böhmischen Abordnung eine, wenn auch sehr reserviert ge-
haltene Audienz. Überdies war der Kreistag nicht einmal voll-
ständig beschickt: u. a. hatte der Weimaraner Johann Ernst sogar
mit zweien seiner Brüder den Korrespondenztag der Unierten
im November 1619 und dann den neuen Böhmenkönig in Prag
besucht, die Warnungen seines früheren Vormundes dagegen schnöde
zurückgewiesen. Eine im Januar 1620 versuchte Annäherung des
Kurfürsten an die Ernestiner in Koburg und Eisenach fand nur
kühles Entgegenkommen; dagegen hörte er, allerdings auf dem
merkwürdigen Wege über Venedig, daß die Ernestiner an die
Wiedergewinnung der Kur mit Hilfe der Union dächten. Auch
kam kleinerer Arger dazu; Johann Ernst von Weimar hatte ein
Gutachten von der Universität Wittenberg über die Frage er-
beten, ob ein protestantischer Fürst sich wider seine Glaubens-
genossen mit dem Kaiser verbünden dürfe, und hatte einen ver-
neinenden Bescheid erhalten. Das trug der gutachtenden theo-
logischen Fakultät am 14./24 Febr. 1620 einen derben Rüffel
des Kurfürsten ein. Als Gegenstück zu der Meinung der Witten-
berger erschien 1620 die Neuauflage eines schon 1602 erschienenen
Traktates von Polykarp Leyser, besorgt von dem Nachfolger im
Amte Hos von Hosnegg: „Ob, wie und warum man lieber