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bührend zu erinnern“. Immerhin beantragte er in einem Schrei-
ben vom 2./12. Aug. unter Hinweis auf die Landung Gustav
Adolfs die Aufhebung des Restitutionsediktes, erhielt aber um-
gehend von Ferdinand die Antwort, daß er als Kaiser gegen
ein einmal beschlossenes Reichsgesetz nichts tun könne; außerdem
aber verlangte er ebenso wie von Brandenburg Geld, Proviant
und Munition zur Vertreibung des Schwedenkönigs. Das war
doch auch Johann Georg eine zu starke Zumutung. Er lehnte
kurzerhand ab. Auf diese ablehnende Haltung wirkte u. a. der
Kurfürst von Brandenburg ein, in dessen Dienste der bisher in
kaiserlichen, richtiger in Wallensteins Diensten gewesene Graf Hans
Georg von Arnim-Boytzenburg getreten war. Der war ein über-
zeugter Lutheraner und sehr frommer Mann, den man wohl im
Scherz den lutherischen Kapuziner nannte. Auch war er voll
überzeugt von der Notwendigkeit eines gemeinsamen Vorgehens
aller protestantischen Stände, damit sie in dem Kampfe zwischen
dem Kaiser und dem Schweden als ausschlaggebende Macht auf-
treten könnten. In ähnliche Bahnen sah sich Georg Wilhelm
auch durch die Rücksicht auf den hohenzollernschen Admini-
strator von Magdeburg gedrängt, der damals schon, wenn auch
vorübergehend, von Tilly bedroht wurde. Kurfürst Johann Georg
jedoch ließ sich auf einer ersten Zusammenkunft zu Zabeltitz zu
weiter keinen Maßregeln gewinnen, als wozu ihn die Erbeinung
verpflichtete; auf einer zweiten zu Annaburg ließ er sich bereit
finden, einen Konvent der protestantischen Fürsten zu berufen.
Auch schrieb er nochmals an den Keiser.
Der Konvent trat, von den Segenswünschen der deutschen
Protestanten begleitet, am 10./20. Febr. 1631 zu Leipzig zu-
sammen. In den bis zum 2./12. April geführten Verhandlungen,
die an Weitläufigkeit nur hinter den reichhaltigen Trinkgelagen
zurückstanden, kam man zu keinerlei durchgreifenden Entschlüssen.
Brandenburg erklärte sich für den Fall der Bedrückung zu
5000 Mann, Sachsen sogar zu 11000 Mann bereit, aber nur,
wenn die Augsburgische Konfession angegriffen würde! Herzog
Bernhard von Weimar und Landgraf Wilhelm von Hessen-Kassel,
die beide schon kühn genug gewesen waren, mit dem Schweden-