Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Verhandlungen; der Schwedenkönig mißtraute dem Unergründ- 
lichen; wie sollte sich auch das persönliche Verhältnis zwischen 
diesen beiden zum Herrschen geborenen Männern gestalten? Zwei 
Hähne vertrügen sich nicht auf demselben Mist, bemerkte Wallen- 
stein etwas drastisch, als nichts aus der Sache wurde. 
Der Kaiser hatte mittlerweile die Torheit seiner Politik gegen- 
über dem sächsischen Kurfürsten eingesehen, noch vor der Schlacht 
von Breitenfeld und dann nochmals im Oktober den Obersten 
Paradis von Erscheide an ihn mit einlenkender Botschaft geschickt. 
Aber der Kurfürst mußte vertragsgemäß jede einseitige Verhand- 
lung ablehnen, und überdies zog General Tiefenbach gegen die 
Lausitzen heran, wurde aber bei Herzberg durch Arnim am Über- 
gange über die Schwarze Elster gehindert; ebenso mißlang ein 
kecker Anschlag von Kroaten auf Dresden am 30. Sept./10. Okt. 
Die Kaiserlichen zogen sich dann aus den Lausitzen zurück, da 
Tiefenbach den Befehl hierzu vom Kaiser erhielt, „um den Kur- 
fürsten zu mehrerer Desperation nit zu irritieren"“. Arnim aber, 
der ursprünglich nach Schlesien hatte vordringen und den be- 
drängten Protestanten Hilfe bringen wollen, rückte plötzlich in 
Böhmen ein und bemächtigte sich am 25. Okt./4. Nov. Tetschens. 
Er tat dies nicht allein in Übereinstimmung mit den zwischen 
seinem Herrn und Gustav Adolf zu Halle getroffenen Verab- 
redungen, sondern auch im geheimen Einvernehmen mit Wallen- 
stein. Er erwies diesem damit einen doppelten Gefallen: einmal 
mehrte sich die Bedrängnis des Kaisers, und dann verhinderte er 
die von den böhmischen Emigranten geplante Insurrektion Böh- 
mens und die damit zu verbindende neue Güterverteilung, durch 
die Wallensteins ganzer Besitz in Böhmen und dessen Kronländern 
gefährdet gewesen wäre. Wallenstein, der damals in Prag weilte, 
bewaffnete zwar die Bürgerschaft, lehnte es aber ab, den Befehl 
über die Stadt zu übernehmen und wußte den Kommandanten, 
den Don Baltasare Marradas, von der Unzulänglichkeit seiner 
Streitkräfte so sehr zu überzeugen, daß er am 31. Okt./10. Nov. 
aus Prag abzog. Wallenstein folgte ihm alsbald, und am 
5./15. Nov. konnte Arnim die Übergabe der Stadt entgegen- 
nehmen, in die er eine kleine sächsische Besatzung legte. Der
	        
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