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und nahm am 27. Juli n. St. Glogau, zwei Tage danach den
wichtigen Oderpaß bei Steinau, der aber gegen die anrückende
kaiserliche Üübermacht wieder verloren ging. Nach langen Ver-
handlungen vereinigten sich brandenburgische und schwedische Trup-
pen unter der Oberanführung des schwedischen Obersten Jakob
Duwall am 18./28. August mit den Sachsen. Am 19./29. Aug.
gelangte man wieder nach Steinau, das erst am 25. Aug./4. Sept.
wiedergewonnen werden konnte. Die Kaiserlichen zogen sich unter
Verlust von viel Proviant und Munition und zahlreichen Ge-
sangenen aus Breslau zurück, wo sie jedoch keinen Einlaß fanden.
Sie schlugen deshalb ihr Lager zwischen der Ohlau und dem
Fluß in einem morastigen Gehölz auf. Am 27. Aug./6. Sept.
erschien Arnim mit den Brandenburgern und Schweden; am
1./11. Sept. wurden die Kaiserlichen in voller Auflösung aus
ihren Positionen gejagt. Während dann Duwall sich vergebliche
Mühe gab, Breslau für seinen König zu gewinnen, vertrieb Arnim
die kaiserlichen Garnisonen aus Schweidnitz, Neiße, Glatz, Oppeln
und anderen Städten und richtete überall evangelische Predigt
und Gottesdienst wieder ein.
Die Nachrichten aus Schlesien wirkten bestimmend auf Wallen-
stein. Gustav Adolf war in einer Richtung abmarschiert, die auf
einen Angriff auf die kaiserlichen Erblande schließen ließ, hatte sich
dann aber, um den stark mitgenommenen Truppen gute Winter-
quartiere zu sichern, nach Schwaben gewandt. In Neuburg an
der Donau ereilte ihn die Nachricht von Wallensteins Einfall in
Sachsen. Dieser hatte sich um die wirklichen oder vermeintlichen
Absichten des Schwedenkönigs gar nicht weiter gekümmert, son-
dern sein ganzes Sinnen auf die Abdrängung des sächsischen
Kurfürsten vom schwedischen Bündnis gestellt. Schon im August
hatte er den Feldmarschall-Leutnant Holck von Bamberg aus
mit 6000 Mann nach Sachsen entsandt nebst der ausdrücklichen
Instruktion, er solle „das Land mit Plündern, Viehwegtreiben,
auch etwas Brennen ruinieren“. Einer seit 14 Jahren ent-
fesselten Soldateska brauchte man derartiges nicht noch beson-
ders zu empfehlen. Es find haarsträubende Berichte, die un
übereinstimmend die unmenschlichen Greuel dieser Mordbanden