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auf der Welt keine Apparenz“. Nunmehr brach Wallenstein sofort
von Leitmeritz auf und stand am 30. Nov. bei Fürth, an der
Grenze von Oberpfalz und Niederbayern. Aber damit war seine
Tätigkeit zu Ende; er bezog Winterquartiere in Böhmen.
Wenn nun auch diese Tatenlosigkeit durch den im Gebirge
hart einsetzenden Winter voll entschuldigt wurde, so hatte doch
am Hofe die Wallenstein feindliche Partei dermaßen das Ohr
Ferdinands II. gewonnen, daß dieser im Dezember 1633 ernst-
lich die Absetzung seines Generalissimus ins Auge faßte. Wallen-
stein, wohl unterrichtet von allem, was in Wien vorging, war
nun fest entschlossen, durch den Abfall vom Kaiser einer zweiten
Absetzung zuvorzukommen, und hatte insgeheim schon Ende Oktober
mit Brandenburg und namentlich mit Sachsen ängeknüpft, ohne
Erfolg, da er das Kommando über die kurfürstlichen Armeen ver-
langte. Nun nahm er am Ende des Jahres die Fäden wieder
aus, zeigte aber hierbei wieder dieselbe Zwiespältigkeit seines Pla-
nens wie im September. Dann trafen am 8. Jan. u. St. 1634
bei ihm Kinsky, begleitet von seiner Gemahlin, und der sächsische
Oberst Schlieff ein, den bei Arnims und Franz Albrechts von
Lauenburg Abneigung mit Wallenstein zu verhandeln, Johann
Georg geschickt hatte. Was er am folgenden Tage, von der Gicht
ans Bett gefesselt, dem Obersten Schlieff für seinen Herrn in
die Feder diktierte, hatte etwa folgenden Inhalt: zunächst nur
gemeinsame Verabredung über die Grundsätze des Friedens; dabei
wurde Sachsen Magdeburg und Halberstadt außer den schon be-
setzten Lausitzen. zugesichert, aber auch die Schweden sollten mit
der Besitzergreifung Pommerns ihr Teil erhalten; auch war von
der Vertreibung der Franzosen aus dem Elsaß und der Spanier
aus den Niederlanden die Rede. Das Wichtigste aber war die
Bereitwilligkeitserklärung, alles das auch wider den Willen des
Kaisers, eventuell mit schwedischer Hilfe, zu erzwingen. Den Kaiser
hatte übrigens Wallenstein vorsichtigerweise von dem Wieder-
beginn der Verhandlungen mit Sachsen unterrichtet und um die
Entsendung eines kaiserlichen Kommissars gebeten. Am 12, Jon-
1634 reiste Schlieff ab, am selben Tage, an dem die Offiziere
des Friedländers in dem sog. ersten Pilsener Schluß bedingungslos