Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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auf der Welt keine Apparenz“. Nunmehr brach Wallenstein sofort 
von Leitmeritz auf und stand am 30. Nov. bei Fürth, an der 
Grenze von Oberpfalz und Niederbayern. Aber damit war seine 
Tätigkeit zu Ende; er bezog Winterquartiere in Böhmen. 
Wenn nun auch diese Tatenlosigkeit durch den im Gebirge 
hart einsetzenden Winter voll entschuldigt wurde, so hatte doch 
am Hofe die Wallenstein feindliche Partei dermaßen das Ohr 
Ferdinands II. gewonnen, daß dieser im Dezember 1633 ernst- 
lich die Absetzung seines Generalissimus ins Auge faßte. Wallen- 
stein, wohl unterrichtet von allem, was in Wien vorging, war 
nun fest entschlossen, durch den Abfall vom Kaiser einer zweiten 
Absetzung zuvorzukommen, und hatte insgeheim schon Ende Oktober 
mit Brandenburg und namentlich mit Sachsen ängeknüpft, ohne 
Erfolg, da er das Kommando über die kurfürstlichen Armeen ver- 
langte. Nun nahm er am Ende des Jahres die Fäden wieder 
aus, zeigte aber hierbei wieder dieselbe Zwiespältigkeit seines Pla- 
nens wie im September. Dann trafen am 8. Jan. u. St. 1634 
bei ihm Kinsky, begleitet von seiner Gemahlin, und der sächsische 
Oberst Schlieff ein, den bei Arnims und Franz Albrechts von 
Lauenburg Abneigung mit Wallenstein zu verhandeln, Johann 
Georg geschickt hatte. Was er am folgenden Tage, von der Gicht 
ans Bett gefesselt, dem Obersten Schlieff für seinen Herrn in 
die Feder diktierte, hatte etwa folgenden Inhalt: zunächst nur 
gemeinsame Verabredung über die Grundsätze des Friedens; dabei 
wurde Sachsen Magdeburg und Halberstadt außer den schon be- 
setzten Lausitzen. zugesichert, aber auch die Schweden sollten mit 
der Besitzergreifung Pommerns ihr Teil erhalten; auch war von 
der Vertreibung der Franzosen aus dem Elsaß und der Spanier 
aus den Niederlanden die Rede. Das Wichtigste aber war die 
Bereitwilligkeitserklärung, alles das auch wider den Willen des 
Kaisers, eventuell mit schwedischer Hilfe, zu erzwingen. Den Kaiser 
hatte übrigens Wallenstein vorsichtigerweise von dem Wieder- 
beginn der Verhandlungen mit Sachsen unterrichtet und um die 
Entsendung eines kaiserlichen Kommissars gebeten. Am 12, Jon- 
1634 reiste Schlieff ab, am selben Tage, an dem die Offiziere 
des Friedländers in dem sog. ersten Pilsener Schluß bedingungslos
	        
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