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dieser die Sache beim Papst, beim Kaiser und König in die richtigen
Wege zu lenken und seinen Koadjutor zum Rücktritte zu bewegen,
alles gegen Zahlung von recht anständigen Summen, auf die sich der
geldhungrige Prälat zunächst gleich einen Vorschuß von 10000
Gulden erbat und, sehr zu Carlowitz' Verdruß, der seinen Mann
nur zu wohl kannte, auch erhielt.
Zwischendurch hatte es der Kardinal nicht verschmäht, auch
mit dem Kurfürsten wieder Fühlung zu nehmen. Dieser be—
auftragte von Speyer aus seinen Rat von Ponikau, den in
Leipzig damals aufhältlichen Georg von Carlowitz etwas auszu-
horchen. Obwohl dieser weit davon entfernt war, ihm reinen Wein
einzuschenken, ließ er doch den wahren Sachverhalt durchblicken,
was Ponikau zu der charakteristischen Außerung veranlaßte: „Ja,
wenn wir in Gottes Sachen so simulieren könnten, wie ihr! Das
tun wir nit; darum erlangen wir nit viel!“ — Es war in der
Folge ein Sieg der albertinischen Politik, daß sie den Magdeburger
Dompropst Georg von Anhalt für sich gewann. "
Dieser Georg von Anhalt wurde Moritz in eben dieser Zeit von
großem Nutzen. Während der Meißner Bischof Johann von
Schleinitz in Sachen der Reformation ein gewisses, wenn auch nicht
immer ehrliches Entgegenkommen zeigte, blieb Bischof Sieg-
mund von Merseburg völlig unzugänglich. Eine Verschärfung
des Konfliktes zwischen ihm und Moritz hinderte sein am 4. Januar
1544 eintretender Tod. Alsbald dachte Moritz an die Nachfolge
seines Bruders August unter Hinzunahme eines katholischen Koad-
jutors und ließ in diesem Sinne den Merseburger Kapitelherren
durch den vorgenannten Kanzler Türk Anerbietungen machen;
8—9000 Gulden wollte der Herzog daran geben. Aber Kaiser Karl
ließ Moritz am 9. April zu Speyer, wo er sich des Reichstags
wegen aufhielt, zu sich rufen und ihm durch den Herrn von Naves
eröffnen, daß die Stifter Meißen und Naumburg „in ihrem Wesen
unverrückt bleiben sollten“. Das mahnte zur Vorsicht. Zunächst
versicherte sich der Herzog durch Dr. Fachs des Herzogs Georg
von Anhalt, daß er unter Beibehaltung der Magdeburger Propstei
und mit einem Jahrgehalt von 2000 Gulden die Koadjutur über-
nehme. Infolge der Gewinnung des Merseburger Kanzlers Dr.