Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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dieser die Sache beim Papst, beim Kaiser und König in die richtigen 
Wege zu lenken und seinen Koadjutor zum Rücktritte zu bewegen, 
alles gegen Zahlung von recht anständigen Summen, auf die sich der 
geldhungrige Prälat zunächst gleich einen Vorschuß von 10000 
Gulden erbat und, sehr zu Carlowitz' Verdruß, der seinen Mann 
nur zu wohl kannte, auch erhielt. 
Zwischendurch hatte es der Kardinal nicht verschmäht, auch 
mit dem Kurfürsten wieder Fühlung zu nehmen. Dieser be— 
auftragte von Speyer aus seinen Rat von Ponikau, den in 
Leipzig damals aufhältlichen Georg von Carlowitz etwas auszu- 
horchen. Obwohl dieser weit davon entfernt war, ihm reinen Wein 
einzuschenken, ließ er doch den wahren Sachverhalt durchblicken, 
was Ponikau zu der charakteristischen Außerung veranlaßte: „Ja, 
wenn wir in Gottes Sachen so simulieren könnten, wie ihr! Das 
tun wir nit; darum erlangen wir nit viel!“ — Es war in der 
Folge ein Sieg der albertinischen Politik, daß sie den Magdeburger 
Dompropst Georg von Anhalt für sich gewann. " 
Dieser Georg von Anhalt wurde Moritz in eben dieser Zeit von 
großem Nutzen. Während der Meißner Bischof Johann von 
Schleinitz in Sachen der Reformation ein gewisses, wenn auch nicht 
immer ehrliches Entgegenkommen zeigte, blieb Bischof Sieg- 
mund von Merseburg völlig unzugänglich. Eine Verschärfung 
des Konfliktes zwischen ihm und Moritz hinderte sein am 4. Januar 
1544 eintretender Tod. Alsbald dachte Moritz an die Nachfolge 
seines Bruders August unter Hinzunahme eines katholischen Koad- 
jutors und ließ in diesem Sinne den Merseburger Kapitelherren 
durch den vorgenannten Kanzler Türk Anerbietungen machen; 
8—9000 Gulden wollte der Herzog daran geben. Aber Kaiser Karl 
ließ Moritz am 9. April zu Speyer, wo er sich des Reichstags 
wegen aufhielt, zu sich rufen und ihm durch den Herrn von Naves 
eröffnen, daß die Stifter Meißen und Naumburg „in ihrem Wesen 
unverrückt bleiben sollten“. Das mahnte zur Vorsicht. Zunächst 
versicherte sich der Herzog durch Dr. Fachs des Herzogs Georg 
von Anhalt, daß er unter Beibehaltung der Magdeburger Propstei 
und mit einem Jahrgehalt von 2000 Gulden die Koadjutur über- 
nehme. Infolge der Gewinnung des Merseburger Kanzlers Dr.
	        
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