Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Kiesewetter und einiger Domherren mittels herzoglichen Geldes 
und auch unter dem Druck der öffentlichen Meinung wählte das 
Kapitel am 12. Mai 1544 August einstimmig zum Bischof, nach- 
dem er einen katholischen Koadjutor anzunehmen und in der 
Domkirche, dem Peterskloster und der Michaeliskapelle den katho- 
lischen Gottesdienst bis zu einem allgemeinen Konzil beizubehalten 
versprochen hatte. 
Der kaiserliche Konsens hierzu schien nicht unerreichbar zu sein, 
wie wenigstens der gewiegte Staatsmann des Kaisers, der 
ältere Granvella, durchblicken ließ. Durch Christof von Carlo-= 
witz war schon im Februar 1543 aus Nürnberg an Moritz berichtet 
worden, daß der Kaiser seine Teilnahme am Feldzuge gegen den 
Herzog von Cleve und den König von Frankreich gern sehen würde. 
Doch zerschlugen sich die Verhandlungen. Aber das Resultat hatten 
sie doch gehabt, daß der Kaiser nunmehr wußte: Moritz ist für 
meine Zwecke zu haben, wenn man ihm den nötigen Preis 
dafür bietet. Moritz sandte nun unter Führung seines Bruders 
August im Sommer 1543 ein Fähnlein Knechte nach Wien; weitere 
und größere Hilfsleistung machte er von der Verpfändung der Ober- 
lausitz abhängig. Trotz seiner bedrängten Stellung lehnte König 
Ferdinand ab. Dann aber folgte Moritz Carlowitzens Rat 
und ließ die ursprünglich nur zur Deckung von Wien be- 
stimmten 300 Reiter und 1000 Fußknechte auch noch nach Ungarn 
marschieren, während die Schmalkaldener nicht für irgend eine 
Beteiligung zu gewinnen waren. Unterdessen war Kaiser Karl Ende 
Mai 1543 aus Spanien ins Reich zurückgekehrt und hatte ohne 
große Mühe den Herzog von Cleve besiegt, den die Schmalkaldener 
infolge des geheimen Einverständnisses Philipps von Hessen mit 
dem Kaiser ohne Hilfe gelassen hatten. Dem von Moritz ins 
Feldlager geschickten Christof von Carlowitz sprach der Kaiser 
den dringenden Wunsch aus, den Herzog selbst kennen zu ler- 
nen. Auf diese günstige Nachricht hin machte sich Moritz Ende 
September 1543 auf die Reise, vermied es bezeichnenderweise, 
seinen Schwiegervater zu besuchen, und langte Ende Oktober im 
kaiserlichen Lager vor Landrêcy an. Von da marschierte er mit 
dem Kaiser nach Cambrai und dann nach Valenciennes.
	        
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