— 336 —
direktorium setzte sich nunmehr aus vier vom Kurfürsten, drei von
seinen Brüdern und vier vom Adel durch die Stände zu be-
stimmenden Mitgliedern zusammen. Es sollten von nun an die
Anweisungen der Kammer auf die Steuer auphören, d. h. die
ungenierte Verwendung der eingehenden Steuerbeträge für die
kurfürstliche Hofhaltung; beide Verwaltungen sollten unbedingt
getrennt werden. Für die Kammer wurden, in der Art unserer
heutigen Zivilliste, 110000 fl. angewiesen. Für den Kurfürsten
aber war es eine Hauptsache, daß die von seiner Kammer ge-
machten Ansprüche von der Landschaft in der Höhe von 13 Tonnen
Goldes (— 1300000 Reichstaler) anerkannt und als unkündbares
Darlehen mit einer Verzinsung von 5 % übernommen wurden.
Gleichwohl langten weder die hieraus sich ergebenden Zinsen von
65000 Talern noch jene 110000 fl. zur Bestreitung der kurfürst-
lichen Verschwendung, so daß Nachbewilligungen nötig wurden,
an die die Stände die Aufhebung der Landakzise, d. h. der in-
direkten Steuer auf Lebensmittel knüpften. Mit den Jahren häuf-
ten sich die Schwierigkeiten, so daß im Jahre 1680 der als
tüchtig anerkannte Kammerdirektor von Schleinitz famt seinen
Räten um seine Entlassung einkam. Einzelheiten der Hofhaltung
erklären dies. Zehn Jahre nach seinem Regierungsantritte standen
dem Kurfürsten 55 Kammerherren und 57 Kammerjunker zu
Diensten; fünf Jahre später, 1671 waren es schon insgesamt 291.
1000 Mann Ober= und Untergarde, die Leibtrabantengarde zu
Roß, dazu eine Kompagnie Kroaten, alle in prunkvollen Uni-
formen, sorgten für die persönliche Sicherheit des Kurfürsten. Im
selben Jahre 1671 begleiteten den von Dresden nach Torgau
übersiedelnden Herrscher 1128 Personen mit 788 Pferden, nach
Altenburg bald darauf 1238 Personen mit 1170 Pferden. Die
Kosten der Hofkapelle betrugen im Jahre 1663 6498 Taler, im
Jahre 1680, dem Todesjahre des Kurfürsten 16820 Taler-
Bei solchen inneren Verhältnissen war es unmöglich, der
äußeren Politik die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Die mittel-
europäische Politik beherrschte damals im Sinne seines großen
Vorgängers Richelien, also im habsburgfeindlichen, Mazarin. Nun
starb am 9. Juli 1654 der jugendliche römische König Ferdi-