Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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nand IV. Da der nächstjüngere Bruder Erzherzog Leopold erst 
14 Jahre zählte (geb. 9. Juni 1640), so wollte der Kaiser nicht 
schon jetzt ernstere Verhandlungen wegen seiner Wahl anknüpfen, 
sah sich späterhin aber durch die Intrigen Frankreichs bei den 
westdeutschen Fürsten daran gehindert. Mazarin strebte näm- 
lich nach nichts Geringerem, als nach dem Ausschlusse des Hauses 
Habsburg von der deutschen Kaiserkrone. Als Kandidaten kamen 
in Betracht Kurfürst Ferdinand Maria von Bayern, ferner der 
ehrgeizige Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg und endlich Kur- 
fürst Johann Georg II. Schon 1653 hatte der Hof von St. 
Germain die infolge des väterlichen Testaments Habsburg 
nicht freundliche Gefinnung des damaligen Kurprinzen bemerkt 
und ihm heimlich die Versicherung seiner Unterstützung zukom- 
men lassen, falls er sich gegen das Testament auflehne. An diese 
frühere Verbindung sollte im November 1656 in Spezialmission 
ein Herr von Vagnée nach Dresden reisen und den neuen Kur- 
fürsten über die Annahme der Kaiserkrone sondieren; doch unter- 
blieb die Gesandtschaft, weil man sich französischerseits nur einen 
katholischen Kaiser denken konnte. Gerüchte davon beunruhigten 
in Sachsen die öffentliche Meinung. Der Landtag knüpfte durch 
Nevers vom 15. Juni 1657 die oben erwähnten Bewilligungen 
an die Bedingung, daß der Fürst keine Veränderungen in der 
Religion vornehmen dürfe, und gab bald darauf noch die Er- 
klärung ab, daß er im Falle eines Übertritts des Kurfürsten 
oder eines seiner Nachfolger, dem Übergetretenen das ihm durch 
den westfälischen Frieden neu bestätigte jus reformand bestreiten 
werde. 
Am 2. April 1657 starb erst 49jährig Kaiser Ferdinand III. 
Da der Nachfolger noch nicht bestimmt war, so übernahm für 
die Länder des Sachsenspiegels unbestritten Johann Georg II. 
das Vikariat; für die des Schwabenspiegels aber beanspruchte 
sowohl Karl Ludwig von der Pfalz als Ferdinand Maria von 
Bayern, weil an die frühere Stelle der Pfalz getreten, diese 
Würde. Johann Georg erkannte den letzteren als seinen recht- 
mäßigen Kollegen an, um so mehr, da bekannt wurde, daß der 
Pfälzer sich bedingungslos für eine nicht habsburgische Kan- 
Sturmhoefel, Geschichte der sächsischen Lande. 22
	        
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