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von Klengel im Januar 1664 nach Paris mit dem Antrage einer
Allianz, von der er sich namentlich klingende Erfolge versprach.
Ludwig XIV. ließ sofort seine Freude darüber aussprechen, daß
der Kurfürst im Interesse des Reichs (2) „die früheren Grund-
sätze“ des mit der Krone Frankreich so häufig innig verbunden
gewesenen sächsischen Fürstenhauses wieder ausgenommen habe.
Um nun seinen kaiserfreundlichen Geh. Rat zu umgehen und
zu hintergehen, ernannte der Kurfürst, aber insgeheim und nur
mit Vorwissen und Erlaubnis des Mainzers Reiffenberg, der
übrigens ein Abenteurer ersten Ranges war, zum Präsidenten des
sächsischen Staatsrates lediglich für die Mainzischen und fran-
zösischen Angelegenheiten mit einem Vierteljahrsgehalt von 4000
Talern bei völlig freier Wohnung und Verpflegung für sich und
seine Dienerschaft! Und dieser schloß nun am 12. April 1664
einen Bündnisvertrag mit dem französischen Gesandten Herrn
von Gravel ab, das zwar nur defensiv sein und die Aufrecht-
erhaltung des Westfälischen Friedens garantieren sollte, aber den
Kurfürsten in Wahrheit zum Vasallen des französischen Königs
machte. „Subsidien“ wurden zwar nicht sofort gezahlt, aber
freundlichst in Aussicht gestellt.
Es war ein Meisterstück Reiffenbergs, daß er zur selben
Zeit in Wien dem Kaiser Leopold die französische Teilnahme an
der Exekution gegen Erfurt, über das nun auch die Oberacht ver-
hängt worden war, plausibel zu machen wußte. Gleichzeitig ver-
sicherte er hier wie in Paris den Willen des Kurfürsten, zur katho-
lischen Kirche überzutreten, während man in Regensburg in den
beteiligten Kreisen schon die Frage behandelte, ob Sachsen das
Direktorium im Corpus Evangelicorum behalten dürfe. Johann
Georg aber fuhr fort, den Erfurter Rat zur Unterwerfung auf-
zufordern und stellte dem Mainzer unter Reiffenbergs Führung
für die im September 1664 begonnene Exekution 1500 zur Be-
setzung sächsischer Lehndörfer ins Erfurter Gebiet geschickte Reiter
zur Verfügung. So erfolgte am 15. Okt. 1664 die Kapitulation
der Stadt, am 21. Okt. hielt der Erzbischof seinen Einzug, wo-
bei er der Stadt die dann von ihm auch eingehaltene Zusicherung
einer allgemeinen Amnestie und der Religionsfreiheit gab.