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nischen Niederlande nur als ein Akt der Gerechtigkeit, die der
Kurfürst ja auch so sehr liebe, dargestellt wurde. Dieser schickte
dann im Juli Burkersrode nebst dem Obersten von Kanne nach
Paris mit dem Anerbieten, gegen die entsprechenden Subsidien
ein Hilfskorps von 6—8000 Mann aufzustellen, suchte aber zu-
gleich am Kaiserhofe seine Haltung in einem verdienstlichen Lichte
darzustellen. Als am letzteren die Kriegspartei die Oberhand ge-
wann, wies er im August den noch in Paris weilenden Burkers-
rode an, bei etwaigen Forderungen des französischen Königs dem
Kurfürsten nicht das Geringste zu vergeben, namentlich Pensionen,
Subsidien u. dgl. abzulehnen. „Denn er sei es seiner Reputation
als Kurfürst und der Wohlfahrt des Reiches schuldig, daß er
von auswärtigen Potentaten in keinerlei Weise dependiere und
sich nicht zu Partikularobligationen verpflichte!“
Bei solchen lobenswerten Maximen konnte Johann Georg
dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm im Sept. 1667 zu Kloster
Zinna bei Magdeburg seine Unabhängigkeit von Frankreich mit
gutem Gewissen versichern und sich zu gemeinsamen Schritten
für einen Waffenstillstand zwischen Spanien und Frankreich bereit-
finden lassen. Ahnliche Pläne faßte auch der durch das rücksichts-
lose Umsichgreifen des französischen Königs erschreckte Erzbischof
Johann Philipp von Mainz und berief einen Kurfürstentag nach
Köln. Der fiel um so schwerer ins Gewicht, als mit dem 15. Aug.
1668 der zehnjährige Termin des Rheinbundes ablief. Somit
war Ludwig XIV. über das Einschwenken des Sachsen wenig
erfreut und ließ seine Gefühle durch Herrn von Chassan zum
Ausdrucke bringen. Der Kurfürst versicherte, daß zu Zinna nur
von der Eventualität eines Waffenstillstandes die Rede gewesen
sei und beeilte sich, zu versprechen, daß sein Gesandter in Köln
sich an den gemeinsamen Schritten der dort versammelten Fürsten
nicht beteiligen sollte. Darob belobte der König den gefälligen
Kurfürsten und versprach ihm, sich seiner in der jülichschen Sache
kräftigst annehmen zu wollen! Im geheimen aber war unter
den maßgeblichen Mächten schon eine Einigung erzielt, die alle
solche Nebenverhandlungen überflüssig machten. In einem Ver-
trage zu Berlin vom 15. Dez. 1667 hatte Friedrich Wilhelm