— 349 —
berief Johann Georg seine Truppen zurück. Er konnte sie bald
auch im eigenen Lande gebrauchen, denn von Frankreich auf-
gestachelt, fielen Ende Dezember 1674 die Schweden unter dem
Grafen Karl Gustav Wrangel in Brandenburg ein und bedrohten
somit auch Sachsen. Aber der Große Kurfürst schlug die Schweden
durch die denkwürdige Schlacht von Fehrbellin am 28. Juni 1675
wieder zum Lande hinaus.
Die Freude über die abgewandte Gefahr war aber in Sachsen
nicht so groß als die Sorge und der Neid gegenüber der an-
wachsenden Bedeutung Brandenburgs. So hatte Johann Georg
nicht übel Lust, neuerdings gemachten Anerbietungen der Schweden
zu folgen, aber die Räte waren energisch dagegen und auch der
Kaiser verwies dem Kurfürsten solche Verhandlungen als un-
statthaft. Grenzverletzungen, die sich im Winter 1675/76 branden-
burgische Truppen hatten zuschulden kommen lassen, gaben Johann
Georg willkommenen Anlaß, sich Schweden und damit Frank-
reich zu nähern. Die Vermittelung übernahm zunächst der
schwedische Unterhändler Esaias Pufendorf mit dem scheinbar
neutralen, in Wirklichkeit in Frankreichs Solde stehenden Kur-
fürsten Ferdinand Maria von Bayern. Die Begründung der
vielberühmten „dritten Partei“ spielte dabei wieder eine Rolle,
die Hauptsache waren aber die ersehnten „Subsidien“. Das von
Ludwig XIV. am 20. Febr. 1677 unterzeichnete Allianzprojekt er-
kaufte die strikteste Neutralität Sachsens, zu der auch Brüder
und Vettern gewonnen werden sollten, mit 30000 Talern jähr-
lich. Daß dies aber Zukunftsmusik blieb, geht aus einer kurfürst-
lichen Instruktion an den Obersten von Klengel, den damaligen
sächsischen Bevollmächtigten in München vom Juni 1678 hervor,
worin dieser angewiesen wird, dem zu München weilenden Kar-
dinal d’'Estrées die „merita praeteriti temporis“ angelegentlich
vorzustellen, für die Sachsen noch keine „Ergötzlichkeit“ erhalten habe.
Da Frankreich am 10. August 1678 zu Nymwegen seinen Frieden
mit England und den Niederlanden machte, dem sich im September
Spanien anschloß, so hatte es solche zweifelhafte Bundesgenossen
wie Bayern und Sachsen nicht mehr nötig. Anderseits sah der
Kaiser mit Mißtrauen auf jene Bündnisverhandlungen. Um ihn