Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Beiscitelassung dessen, was sie trenne, auf Grund der vielen ge- 
meinsamen Güter, die man zu verteidigen habe, zu einer evange- 
lischen Union zusammenschließen sollten. Kurfürst Johann Georg 
legte das brandenburgische Schreiben sofort seinem Oberkon- 
sistorium vor, in dem zwar der mildgesinnte Philipp Jakob Spener, 
der Vater des sog. Pietismus und seit einem Jahre Oberhof- 
prediger des Kurfürsten, aber auch Leute wie der streng ortho- 
doxe Johann Benedikt Carpzov, Speners späterer Nachfolger im 
Amte, saßen. Das Gutachten dieser Behörde vom 19. März schloß 
sich zwar beifällig den allgemeinen Tendenzen des brandenburgischen 
Vorschlags an, zu der theologischen Seite der Sache aber ver- 
hielt es sich in gewohnter Weise ablehnend. Dem entsprach die 
Antwort, die der Kurfürst am 31. März an Friedrich Wilhelm 
erteilte. Somit wurde auch nichts aus dem von Brandenburg 
vorgeschlagenen gemeinsamen Vorgehen der beiden Gesandten in 
Wien. Friedrich Wilhelm ließ einige Wochen vergehen, ehe er 
am 21. Juli nochmals in dieser Angelegenheit an den sächsischen 
Nachbar schrieb, um ihm nochmals den Standpunkt klarzumachen. 
An den Ereignissen in der Pfalz und im Elsaß, wo die katho- 
lische Propaganda sich unter französischem Schutze ebenso aus- 
breitete, wie in den von Frankreich reunierten Gebieten, an Ungarn 
und an Schlesien könnten doch wohl die Lutheraner lernen, daß 
„diejenigen, welche die Päpstlichen anfangs zu karessieren ge- 
schienen, anderes nicht als des Ulysses Benefizium, so ihm vom 
Polyphem offeriert ward, nämlich als der letzte gefressen zu werden, 
davontragen“. 
Mit dem Tode des Großen Kurfürsten, am 9. Mai 1688, 
siel für das protestantische Deutschland der Halt und Richtung 
gebende Mittelpunkt weg. Die Unterdrückungen der Protestanten 
in Ungarn und Schlesien und an anderen Orten der österreichischen 
Staaten begannen mit aller Härte. Gelegentlich der Wahl Jo- 
sephs I. zum römischen König unterschrieben Sachsen und Branden- 
burg am 16. Jan. 1690 n. St. eine gemeinsame Eingabe zum 
Schutze der Evangelischen in Piemont, in den reunierten Landes- 
teilen, im Deferegger Tal in Tirol, in Schlesien und vor allem 
in Ungarn. Aber Kaiser Leopold reiste von Augsburg ab, ohne
	        
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