Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Gedanken einer bewaffneten Vermittelung für den Weitermarsch. 
Der Landgraf hatte keine Ursache, auf eine solche einzugehen; Herzog 
Heinrich aber, der seiner schlecht bezahlten Söldner nicht mehr 
sicher war, zeigte sich zu Moritzens Arger, der eigentlich das Gegen- 
teil erwartet hatte, zu Verhandlungen geneigt. In seiner Ver- 
legenheit begann er ein für ihn charakteristisches Doppelspiel. Er 
drang in den Schwiegervater, wenigstens zum Scheine auf Ver— 
handlungen einzugehen, aber Bedingungen zu stellen, die jener 
ablehnen müsse, damit er, Moritz, dann guten Grund habe, am 
Kampfe teilzunehmen. Doch hat Moritz bei einer am 19. Oktober 
in dem Kloster Wibrechtshausen mit dem Herzog Heinrich er— 
folgten Zusammenkunft nicht den ehrlichen Mut gehabt, dem Herzog 
völlig reinen Wein einzuschenken. Namentlich das Verlangen des 
Schwiegervaters, daß Heinrich sich gefangengeben, die Religion 
wechseln und sein Land auch noch ferner bis zu einem schieds- 
richterlichen Urteile in Sequestration lassen sollte, hat Moritz wohl 
in erheblich gemilderter oder verschleierter Form vorgetragen. Hein- 
rich sah aber auch so ein, daß ihm sein Nachgeben die gehoffte 
Wiedergewinnung seines Herzogtums doch nicht brachte, und lehnte 
nunmehr weitere Verhandlungen ab, zur großen Befriedigung 
Moritzens, der ihm nun seine Absage schickte. 
Am 21. Oktober 1545 kam es bei Kalefeld in der Nähe von 
Northeim zum Kampfe. Nach Zurückwerfung der anfangs sieg- 
reichen braunschweigischen Reiterei stand der an Truppenzahl über- 
legene Landgraf, mit dem auch ein vom Kurfürsten gesandtes Kon- 
tingent focht, schon im Begriffe, sich des feindlichen Lagers zu 
bemächtigen. Da schickten Christof von Wrisberg und einige andere 
braunschweigische Führer an Moritz die Mitteilung, ihr Herr sei 
jetzt zur Annahme der zu Wibrechtshausen vorgeschlagenen Bedin- 
gungen bereit. Der Landgraf aber verlangte, daß Herzog Heinrich 
und sein bei ihm weilender Sohn Karl Viktor sich ohne viel Feder- 
lesen kriegsgefangen gäben. Moritz tat nun in seiner Verlegenheit 
wiederum einen ebenso eigenmächtigen als zweideutigen Schritt. 
In einer persönlichen Zusammenkunft überredete er den Herzog, 
sich samt seinem Sohne dem Landgrafen persönlich, nicht dem 
Schmalkaldischen Bunde, in Haft zu geben, er werde ihm dann
	        
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