Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Wut abreiste, und Sachsen nur die durch die Reichsmatrikel be- 
stimmten 3000 Mann zu stellen bereit war; auf Bitten des Kaisers 
ließ sic aber der Kurfürst aus lauter Reiterei bestehen und ver- 
mehrte sie sogar auf 5000 Mann. Trotzdem konnte Haxthausen 
zu Wien nicht einmal die für jene 3000 bestimmte Anweisung von 
150000 Talern auf den obersächsischen Kreis auswirken. 
Da Hannover aber damals durch den Freiherrn von Grote 
die Erhebung zur Kurwürde betrieb, wofür der neue Kurfürst, 
allerdings gegen 200000 Taler Subsidien, 6000 Mann nach 
Ungarn zu schicken versprach, war man in Wien der sächsischen 
Hilfeleistung fürs erste überhoben. Man konnte nun Sachsen 
ein volles Maß kaiserlicher Ungnade beweisen und tat dies auf 
etwas eigentümliche Art. 
Nach den Verhandlungen mit Clary ging Schöning zur Kur 
nach Teplitz. Von dort kam am 4. Juli n. St. 1692 die un- 
glaublich klingende Nachricht an den Kurfürsten, daß in der Nacht 
zum selben Tage sein Feldmarschall von 200 Mann der Prager 
Garnison aufgehoben und gefesselt über Leitmeritz nach Prag, 
und wie sich dann weiterhin ergab, nach Brünn abgeführt worden 
sei. So etwas wagte man also habsburgischerseits einem ganz loyalen 
Reichsfürsten zu bieten! Natürlich setzte der Kurfürst alles in 
Bewegung, um die Sache rückgängig zu machen. Aber seinen 
entrüsteten Schreiben und staatsrechtlichen Deduktionen stellte man 
von Wien aus ebenfalls entrüstete Schreiben und staatsrechtliche 
Deduktionen entgegen, von der Fiktion ausgehend, daß Schöning 
das Reich an den Franzosenkönig habe verraten wollen. Ein 
Sturz mit dem Pferde im Juli 1692 machte den Kurfürsten 
besonders nervös, hatte aber durchaus nicht, wie man wohl be- 
hauptete, irgend schädlichen Einfluß auf sein Denkvermögen. Aller- 
dings dachte er sogar an Krieg mit dem Kaiser, was ihm aber 
der Erbmarschall Hans Löser von Salis ohne Schwierigkeiten 
ausredete. 
Man hätte nun einfach durch Festnahme des österreichischen 
Gesandten in Dresden eine ganz berechtigte Repressalie üben kön- 
nen. Aber so etwas wagte der Kurfürst doch nicht. Überhaupt 
wurde er allgemach etwas lauer, vielleicht unter dem Einflusse
	        
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