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der beiden Neitzschütz, die mit ihrer Zukunft doch auf den guten
Willen des Kaisers angewiesen waren. Im Januar 1693 er-
schien als kaiserlicher Gesandter Graf Sternberg, dessen Mission
unterstützt wurde durch die im gleichen Monate erfolgende Über-
gabe des englischen Hosenbandordens, den ihm Wilhelm III., das
Haupt der großen Allianz, in leicht zu durchschauender Absicht
übersandte. Der kaiserliche Gesandte forderte 12000 Mann, erst
für 300000 Taler; dann legte er bei dem Vertragsabschluß vom
2. März n. St. 1693 noch 100000 Taler zu. Aber von Schöning
durfte gar nicht die Rede sein!
Zur selben Zeit, und zwar offenbar in idealem Zusammen-
hange mit den eben erwähnten Verhandlungen betrieb und er-
reichte im Februar 1693 der sächsische General von Friesen zu
Wien die Erhebung des Fräuleins von Neitzschütz zu einer Reichs-
gräfin von Rochlitz. In derselben Zeit aber auch schmachtete
Schöning in seinem Gefängnis auf dem Spielberg bei Brünn,
sein Zimmer mit zwei Bedienten, die hinter einer spanischen Wand
schliefen, teilend, vor der Türe mit zwei Wachen und nicht ein
einziges Mal an die frische Luft gelassen.
Die Nachricht von der Wiedereroberung Heidelbergs durch
die Franzosen ließ den Kurfürsten in raschem Aufbruch von Leipzig
aus am 31. Mai n. St. ins Feld ziehen. Zwar hatte man
ihm kaiserlicherseits das Oberkommando bewilligt, aber der längst
im Felde erprobte Kommandeur der schwäbischen und fränkischen
Reichstruppen, Markgraf Ludwig von Baden, ignorierte ihn ge-
flissentlich, so daß Kurfürst Johann Georg auf einen Wink von
Wien aus sich mit dem Kommando des rechten Flügels begnügte.
Aber auch hier setzte der in brandenburgische Dienste getretene
Marschall seines Vaters, Heino von Flemming, die ihm gebührende
Achtung auf die Seite. Den Trost in seinen Leiden, aber auch
freilich deren Ursache hatte er bei sich: die Gräfin Rochlitz be-
gleitete ihn und machte ihn am 6. Juli n. St. zu Frankfurt
zum glücklichen Vater einer Tochter. Viele Erfolge waren ins-
gemein nicht zu erwarten; denn wie der sächsische Kriegsrat von Bose
verwundert konstatierte, stand die Reichsarmee unter den Be-
fehlen von bloß 36 kommandierenden Generälen, unter denen