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Friedrich August I. 1694—1733.
Friedrich August I. als Kurfürst 1694—1697.
Der rasche Tod Johann Georgs IV. ließ eine kinderlose Witwe
zurück und brachte damit den Kurhut seinem am 12. Mai, am
Himmelfahrtstage 1670 zu Dresden geborenen Bruder Friedrich
August. In einer die Form eines Romans annehmenden auto-
biographischen Skizze des Kurfürsten gibt dieser von seinem Bru-
der und sich etwa für das Alter von zehn und zwölf Jahren
folgende Charakteristik: „Der ältere war schmächtig, kränklich,
Inklination zu gelehrten Sachen, dabei aber sombre und sehr
jähzornig.“ Er ähnelte also damals mehr der Mutter. Von
sich selbst sagt Friedrich August: „Der jüngere aber war von
starker complexion und Gliedern, hatte Lust zu allen exereitien,
worin er besonderes Talent zeigte, Liebhaber vom Jagen, und
besonders zeigte er große Begierde zum Soldatenleben; er war
fröhlich und ließ sich keine Bekümmernis anfechten, nicht zornig, aber
leicht fertig, um allerhand Spaß anzustellen; in den beyden Herrn
regierte auch eine große aemulation von Jugend auf.“ Do sich,
wie der letzte Satz verrät, die Brüder nicht gut vertrugen, so
wurde Friedrich August der gemeinsamen Erziehung der Hof-
dame von Kunowsky und dann des Geheimen Rats von Knoch
entzogen und allein dem Geheimen Kriegsrat von Haxthausen
übergeben, dem der General-Wachtmeister Caspar von Klengel
zur Seite trat. Auch die Musik fand durch den kurfürstlichen
Kapellmeister Bernhardi Vertretung.
Den frühentwickelten, blondgelockten Prinzen verzog die leicht-
fertige Damenwelt des Hofes. Besonders aber fesselte ihn ein
Fräulein Marie Elisabeth von Brockhoff so, daß man es an-
gesichts der Neigungen des älteren Bruders für geraten fand,
auch Friedrich August auf Reisen zu schicken. Mit soeben vollen-
detem 17. Lebensjahre, am 13. Mai 1687, trat er die große euro-
päische Kavaliertour an. Der vom Kurfürsten selbst unterschrie-
bene Reisepaß lautete auf den „Hochwohlgeborenen Herrn Friedrich
August Grafen von Leußnigk sammt bey Sich habenden Bedienten,