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für den Kurfürsten hervor. Damit war die Hoffnung des Primas
auf einc einhellige Wahl völlig ins Wasser gefallen, und mittler-
weile hatte sich der sehr einflußreiche Bischof von Kujavien für
Sachsen gewinnen lassen. Da entschloß sich Radziejowski am
Abend des 27. Juni zu rasch entscheidender Tat: er proklamierte,
durch die versammelten Massen reitend, gegen 6 Uhr Franz Lud-
wig von Bourbon, Prinzen von Conti zum Könige von Polen
und Großfürsten von Litauen. Darauf zog er mit seiner Partei
nach der Stadt, um im Dome das Tedeum absingen zu lassen.
Kurz nach seinem Abzuge eröffnete der Bischof Stanislaus Dombski
von Kujavien mit den Zurückgebliebenen noch einmal in aller
Form die Wahlhandlung und hielt dreimal Umfrage, die ein-
stimmig die Wahl des Sachsen ergab. Nun erscholl auch hier
das Tedeum. Am nächsten Tage beschwor Flemming im Namen
seines Herrn die sog. Pacta conventa, die aus 37 Punkten be-
stehende herkömmliche Wahlkapitulation.
Während die Contische Partei über die nun zu treffenden
Maßregeln noch schwankte, erschien Friedrich August schon auf
polnischem Boden. Auf die Nachricht von seiner Wahl war er
sofort von Dresden aufgebrochen; über Breslau, wo er bei den
Jesuiten die Messe hörte, ging er mit jenen 8000 Mann nach
Tarnowitz an der polnischen Grenze. Hier empfing ihn der
Wojwode von Volhynien Jablonowski mit 1000 Mann. Ferner
ward der Bischof von Krakau für ihn gewonnen; das vom Grafen
Wielopolski befehligte Schloß öffnete seine Tore beim Klange
der sächsischen Dukaten. Dagegen hatten Verhandlungen mit der
Gegenpartei bei deren immensen Forderungen zunächst keinen Er-
folg. Aber Conti ging der Atem aus: schon hatte er seine ganzen
Juwelen verpfändet. Der Kurfürst dagegen schickte Przebendowsli
mit 2 Millionen Gulden zur Armee und gewann dadurch zwei
Regimenter. Die Contische Partei aber erklärte am 28. Aug.
Un. St. an August den Krieg und ächtete ihn als einen Feind des
Vaterlandes. Auf den dringenden Rat Flemmings antwortete
der Kurfürst mit der Ansetzung seiner Krönung. Am 12. Sept.
hielt er einen feierlichen Einzug in Krakau, am 15. Sept, sollte
die Krönung stattfinden. Es ergab sich aber zunächst die große