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burg, Flemming und anderen Mitgliedern der Dresdener Re—
gierung. Unvorsichtige Außerungen über den Zaren hatten auch
dessen Interesse für ihn erkalten lassen. Wie König August gegen
ihn gesinnt war, kann nach dem oben Mitgeteilten nicht zweifel-
haft sein. Patkul, der merkte, daß seine Stellung an Halt verlor,
suchte Annäherung an Brandenburg, namentlich aber an den
kaiserlichen Gesandten, Grafen Strattmann. Im Herbst 1704
war es 4—5000 Mann russischer Infanterie gelungen, sich über
kaiserliches Gebiet nach der Oberlausitz zu flüchten, wo sie Patkul,
sehr zu Beschwer der dortigen Einwohner, unterbrachte. Durch
einen Befehl des Zaren vom 14. Okt. 1705 war er ermächtigt,
diese Truppen, falls eine Zurückführung nach Polen nicht möglich
sei, dem Kaiser Joseph I. zu überlassen. Ohne den Versuch der
Rückführung gemacht zu haben, überließ Patkul jene Truppen durch
Vertrag vom 15. Dez. 1705 dem Kaiser gegen die Zahlung von
200000 Gulden bar an den Zaren; auch verpflichtete der Vertrag
den Kaiser zum offenen Eintreten für August, sobald die Lage
es ihm gestatte, und zu andern die Interessen Augusts wahren-
den Dingen. Diese üÜberlassung der russischen Truppen an eine
dritte Macht gab aber den Feinden Patkuls im Dresdener Ge-
heimratskollegium eine willkommene Handhabe. Am 17. Dez.
1705 berief Fürstenberg den Geheimen Rat, und in dieser Kon-
ferenz, an der der Minister von Hoym, der Geheime Ratsreferen-
darins von Pfingsten, die Generäle Steinau, Zinzendorff und
Schulenburg teilnahmen, beschloß man, namentlich auf des letzt-
genannten Vorstellung, die Verhaftung Patkuls wegen dring-
lichen Verdachtes landes= und hochverräterischer Umtriebe. Es
wirkte mit zu diesem Beschlusse, daß Patkul sich am 21. Dez.
mit der sehr vermögenden verwitweten Gräfin Einsiedel ver-
heiraten wollte, und daß man sowohl diese Heirat als die damit
verbundene Aufnahme Patkuls in den sächsischen Adel hindern
wollte. Die Ausführung des Beschlusses erfolgte in der Nacht
vom 19. zum 20. Dez. 1705; der Gefangene wurde samt seinem
Dienstpersonal zunächst nach dem Sonnenstein gebracht. Seine
Proteste durch die Presse, seine Eingaben an den Kurfürsten und
Zaren nützten ebensowenig, wie die mit aller Schärfe erhobene