Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Einsprache des kaiserlichen Gesandten, Grafen Strattmann. Wegen 
des damals sich vollziehenden Einmarsches der Schweden wurde 
Patkul dann vom Sonnenstein nach dem Königstein zu strengerer 
Haft verbracht, wohin aus gleichem Grunde 12 Tage vorher die 
beiden Prinzen Sobieski — eine merkwürdige Ironie des Schick- 
sals! — von der Pleißenburg überführt worden waren. 
Bald nach Patkuls Gefangennahme war Schulenburg mit 
einem durch verzweifelte Mittel zusammengebrachten Heere von 
18—20000 Mann nach Polen aufgebrochen. Sein Plan war, den 
zunächst erreichbaren schwedischen General Reenskiöld in der Front 
anzugreifen, während ihm August mit seinen aus Russen und 
Polen bestehenden Truppen in den Rücken fallen sollte. Aber 
dieser machte 15 Meilen von der Stellung Schulenburgs entfernt 
Halt, während sein General am 13. Febr. 1706 die ihm bei Frau- 
stadt, wenige Meilen von der schlesischen Grenze, angebotene 
Schlacht im Vertrauen auf das Eingreifen des Königs annahm. 
Da dieses aber ausblieb und die schlecht disziplinierten Truppen 
zum großen Teile bald das Hasenpanier ergriffen, so war die 
Schlacht trotz der umsichtigen Anordnungen Schulenburgs und der 
guten Haltung einiger Regimenter bald entschieden. Schulen- 
burg verlor 6000 Tote und 7000 Gefangene und zog sich mit den 
Resten seiner Truppen nach der Lausitz zurück. 
Während nun Karl die Russen aus Kurland vertrieb, dann 
aber sich nach den südöstlichen Provinzen Polens, nach Podlesien 
und Volhynien, wandte, begab sich August zunächst nach Warschau, 
um dort die Freuden des Karnevals zu genießen, und dann nach 
Krakau. Er lebte der sanguinischen Hoffnung, daß Karl den ihm 
nunmehr offen stehenden Weg nach Sachsen nicht benutzen werde. 
Karl aber wandte sich plötzlich von dem Angriffe gegen Peker 
ab und trat am 27. Juni den Rückmarsch aus Volhynien an auf 
Weichsel und Oder. Am 2. Sept. 1706 überschritt er bei Steinau 
mit etwa 23000 Mann die Oder, zog dann über Görlitz, Bautzen, 
Meißen und Grimma nach Leipzig und nahm sein Quartier erst 
zu Taucha, dann zu Altranstädt an der Straße nach Merseburg; 
der ihn begleitende Stanislaus Lesczynski quartierte sich mit 
seinem Anhang unter Aufrichtung einer echt polnischen Wirt-
	        
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