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Einsprache des kaiserlichen Gesandten, Grafen Strattmann. Wegen
des damals sich vollziehenden Einmarsches der Schweden wurde
Patkul dann vom Sonnenstein nach dem Königstein zu strengerer
Haft verbracht, wohin aus gleichem Grunde 12 Tage vorher die
beiden Prinzen Sobieski — eine merkwürdige Ironie des Schick-
sals! — von der Pleißenburg überführt worden waren.
Bald nach Patkuls Gefangennahme war Schulenburg mit
einem durch verzweifelte Mittel zusammengebrachten Heere von
18—20000 Mann nach Polen aufgebrochen. Sein Plan war, den
zunächst erreichbaren schwedischen General Reenskiöld in der Front
anzugreifen, während ihm August mit seinen aus Russen und
Polen bestehenden Truppen in den Rücken fallen sollte. Aber
dieser machte 15 Meilen von der Stellung Schulenburgs entfernt
Halt, während sein General am 13. Febr. 1706 die ihm bei Frau-
stadt, wenige Meilen von der schlesischen Grenze, angebotene
Schlacht im Vertrauen auf das Eingreifen des Königs annahm.
Da dieses aber ausblieb und die schlecht disziplinierten Truppen
zum großen Teile bald das Hasenpanier ergriffen, so war die
Schlacht trotz der umsichtigen Anordnungen Schulenburgs und der
guten Haltung einiger Regimenter bald entschieden. Schulen-
burg verlor 6000 Tote und 7000 Gefangene und zog sich mit den
Resten seiner Truppen nach der Lausitz zurück.
Während nun Karl die Russen aus Kurland vertrieb, dann
aber sich nach den südöstlichen Provinzen Polens, nach Podlesien
und Volhynien, wandte, begab sich August zunächst nach Warschau,
um dort die Freuden des Karnevals zu genießen, und dann nach
Krakau. Er lebte der sanguinischen Hoffnung, daß Karl den ihm
nunmehr offen stehenden Weg nach Sachsen nicht benutzen werde.
Karl aber wandte sich plötzlich von dem Angriffe gegen Peker
ab und trat am 27. Juni den Rückmarsch aus Volhynien an auf
Weichsel und Oder. Am 2. Sept. 1706 überschritt er bei Steinau
mit etwa 23000 Mann die Oder, zog dann über Görlitz, Bautzen,
Meißen und Grimma nach Leipzig und nahm sein Quartier erst
zu Taucha, dann zu Altranstädt an der Straße nach Merseburg;
der ihn begleitende Stanislaus Lesczynski quartierte sich mit
seinem Anhang unter Aufrichtung einer echt polnischen Wirt-