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schaft in Leisnig ein. Widerstand leistete nur Generalmajor
Jordan, der von dem schwedischen Oberst Görtz bei Rotenkretscham
hinter Bautzen am 7. Sept. geschlagen wurde; er fiel dabei.
Schulenburg aber ging auf Anweisung der Dresdener Regierung
außer Landes nach Unterfranken, um nicht zu weiteren Kämpfen
Veranlassung zu geben. Die Kurfürstin — den Titel Königin
lehnte sie stets ab — ging nach Bayreuth, der Kurprinz Friedrich
August aber nach Holstein.
Als die Nachricht von dem Anmarsche Karls, der die Weichsel
am 2. Aug. überschritten hatte, in Dresden einlief, sandte das
Geheimratskollegium den Geheimen Referendarius Pfingsten
zur Einholung von Verhaltungsmaßregeln an den Kurfürst-König,
der sich damals in Nowogrodek, über 400 Kilometer nordöstlich
von Warschau, aufhielt. Die Stimmung des Geheimen Rates war
von jeher gegen die polnischen Pläne Augusts gewesen, und
Pfingsten nahm auch eine von ihm selbst verfaßte Denkschrift
für den König mit, welche dringend die Aufgabe Polens an—
empfahl. August verkannte das Mißliche seiner derzeitigen Lage
nicht, doch war er noch der Hoffnung, Zeit gewinnen und mittler-
weile Karl durch politische Schachzüge lahm legen zu können.
Bei Pfingstens Rückreise von Nowogrodek am Abend des
16. Aug. gab August ihm ein Schreiben an Karl und zwei In-
struktionen zu Verhandlungen mit ihm auf den Weg. In dem
Schreiben an den Schwedenkönig überließ es August diesem aus-
drücklich, „die Friedensconditiones nach dero Gefallen einzu-
richten“, sprach aber eben darum die Hoffnung auf ein anständiges
Entgegenkommen aus. Von den beiden Instruktionen gestattete
die Hauptinstruktion, soweit sich aus anderweitigen Nachrichten
und Beziehungen darauf erkennen läßt — die Originale sind
nicht mehr vorhanden —, in Paragraph 5 dem Unterhändler als
letztes Mittel, um die Invasion des Königs Karl in Sachsen ab-
zuwenden, den Verzicht Augusts auf Polen zu erklären, während
die Nebeninstruktion befahl, im Falle der Ergebnislosigkeit solcher
Unterhandlung alle vom Könige angeordneten Mittel in An-
wendung zu bringen, d. h. mit allen Mitteln des Landes den
Kampf gegen Karl zu eröffnen.