Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Merkwürdigerweise, aber doch offenbar mit Zustimmung des 
Kurfürsten-Königs, suchte Pfingsten Karl nicht sofort auf, sondern 
fuhr, nachdem er das Schreiben Augusts an Karl vom 16. Aug. 
unterwegs dem Obersten Sutterheim zur Weiterbesorgung über- 
geben hatte, nach Dresden, wo er am 1. Sept. anlangte und 
am 2. Sept, in der Sitzung des Geheimen Rates Bericht erstattete. 
Es scheint nun als erwiesen, daß er hier nur von der Haupt- 
instruktion Mitteilung gemacht hat, nicht von der Nebeninstruktion, 
die er wohl angesichts der Wehrlosigkeit des Landes für erledigt 
ansah. Er erhielt hier seine Instruktion zu Verhandlungen vom 
Geheimen Rate „auf ein Blankett extendieret“, das mit der 
Unterschrift Augusts versehen war; diese Instruktion befugte ihn, 
Frieden zu schließen unter keiner anderen Beschränkung, als daß 
dieser Friede „auf billige und christliche Bedingungen hin“ zu- 
stande käme, ging also weit über Augusts Instruktion hinaus. Es 
mag dabei bemerkt werden, daß man bis in neueste Zeit diese 
Geheimratsvollmacht wegen Augusts Unterschrift farschich als 
von diesem herrührend angesehen hat. 
Pfingsten erbat sich zunächst noch einen Genossen sir die 
Unterhandlungen und erhielt einen solchen in der Person des 
Kammerpräsidenten von Imhoff zugeteilt. Für ihre Abreise 
aber ergab sich eine große Schwierigkeit: noch hatten sie keine 
Pässe des Schwedenkönigs, um in dessen Lager reisen zu dürfen. 
Karl hatte Augusts Brief am 4. Sept. zugestellt erhalten; vom 
5. Sept., Hauptquartier Krummelse (Krummenöls im Kreise 
Lauban), erließ er eine beruhigende Proklamation an das sächsische 
Volk, die gute Disziplin versprach, aber auch vor Verschleppung 
von Vorräten ins Ausland und vor Landflucht warnte. Sie 
verfehlte ihre Wirkung nicht und ist bis auf stets vorkommende 
Ausnahmen gewissenhaft eingehalten worden. Jedenfalls aber 
bewies sie den festen Willen des Schwedenkönigs, in Sachsen 
einzurücken. Den Brief Augusts ließ Karl zunächst unbeantwortet. 
Gleiches Schicksal hatte das Schreiben des Geheimen Rates mit 
dem Ersuchen um Pässe für die Friedensunterhändler vom 6. Sept. 
Am 7. Sept, schlug Karl die wenigen sich ihm entgegenstellenden 
sächsischen Truppen in dem schon erwähnten Treffen von Roten-
	        
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