Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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kretscham: nun stand er also schon im Lande! Und vor der un— 
mittelbar drohenden Gefahr sank das letzte Restchen Mut beim 
Geheimen Rat; in einer Sitzung vom 8. Sept. verfügte er den 
Abzug sämtlicher noch in Sachsen stehenden Truppen unter 
Schulenburgs Oberbefehl, um unnützem Blutvergießen und sonsti- 
gen Kriegsdrangsalen vorzubeugen. Auch Pfingsten und Imhoff 
nahmen an dieser Sitzung teil. 
Nun liefen endlich die ersehnten Pässe ein, die freilich erst 
durch ein Handschreiben der Kurfürstin-Mutter, der Tante Karls, 
erwirkt worden waren. Es braucht kaum bemerkt zu werden, daß 
die politische Lage nun in keiner Richtung mehr den Instruktionen 
Augusts entsprach. Eine neue aber einzuholen, fehlte die Zeit. 
Am besten wäre es gewesen, wenn die beiden Friedensvermittler 
sich bei Karl vorläufig mit mangelnder Instruktion entschuldigt 
hätten; aber dem widersprach bis zu einem gewissen Grade Augusts 
Brief an Karl, und sie waren ja nun auch schon angemeldet. 
Vielleicht versprach sich Pfingsten viel von seiner persönlichen 
Einwirkung. Aber schon in der vorläufigen Besprechung, die 
Pfingsten und Imhoff am 11. Sept. zu Bischofswerda mit des 
Königs Minister, dem Grafen Piper, hatten, wurde ihnen be- 
deutet, daß ein Waffenstillstand nur „auf sehr harte conditiones 
hin“ gewährt werden würde. Die im Interesse Augusts wie 
Karls liegende Geheimhaltung der Verhandlungsziele machte es 
rätlich, daß der König selbst sich fern hielt. Graf Piper war 
in der am 12. Sept. stattfindenden einzigen Sitzung um so 
unbeugsamer. Sein erstes Verlangen war das, was August als 
äußerstes Zugeständnis unter der Bedingung der Nichtokku- 
pation Sachsens seinem Unterhändler einzuräumen gestattet hatte: 
der Verzicht auf die polnische Krone. Allerdings konnte August 
seit 1702 auf gar keine andere Bedingung gefaßt sein. 
Bei den Verhandlungen über diesen Punkt haben die beiden 
Unterhändler, wie namentlich das schwedische Protokoll es an- 
erkennt, mit der Leidenschaftlichkeit und Erfindungsgabe der Ver- 
zweiflung ihre und ihres Herrn Stellung zu wahren gesucht. 
Es nutzte alles nichts, weder Geldanerbietungen noch Teilungspläne 
bezüglich Polens, noch Bitten und Vorstellungen: „betrübt und
	        
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