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verzagt“, wie es im schwedischen Protokoll heißt, willigten sie
endlich in die Aufgabe der polnischen Krone. Beinahe dasfelbe
Schauspiel rief die Frage der Truppenverpflegung hervor; dem
schwedischen Heere mußten bedingungslos Winterquartiere ein—
geräumt werden. Die übrigen Punkte, nämlich Freilassung der
so wider alles Recht gefangen genommenen Brüder Sobieski, da-
gegen Auslieferung Patkuls waren dann verhältnismäßig rasch
erledigt. Zwölf Tage später unterzeichneten Imhoff und Pfingsten
auf Grund der eben charakterisierten Hauptbedingungen zu Alt-
ranstädt bei Leipzig das Friedensinstrument am 24. Sept. 1766.
Schon am folgenden Tage verließ Pfingsten Leipzig auf
dem Wege zum Kurfürsten-König, an den ihm schon zwei Briefe
des Geheimen Rates vom 7. und 21. Sept. und einer Schulen-
burgs vom 11. Sept. mit der Meldung seines Rückzugs vorauf-
geeilt waren; wenn jene auch vermieden, die Sache klar darzulegen,
so konnte August doch kaum im Unklaren sein, welches Er-
gebnis er zu gewärtigen hatte. Er war mittlerweile dem Schau-
platz der Verhandlungen bedeutend näher gerückt und befand sich
in dem etwa 125 Kilometer südwärts von. Warschau gelegenen
Petrikau (Piotrkow). Trotzdem traf Pfingsten erst am 15. Okt.
bei ihm ein — gewöhnlich brauchte man damals von Dresden
bis Warschau 8 Tage — und dabei waren ihm zur Einholung
der Ratifikation nur 10 Wochen Zeit vergönnt. Nebenbei hatte
er auch einen Brief des Schwedenkönigs an dessen bei Kalisch
stehenden General Mardefeld zu besorgen übernommen, worin
diesem angesichts der veränderten Verhältnisse geboten war, jedem
Zusammenstoße mit August und den mit ihm verbündeten Russen
auszuweichen. Um der letzteren willen sollte der Friede noch
geheim gehalten werden, bis zum 26. Nov. aber in Polen publi-
ziert sein.
Vom 15. bis 20. Okt. weilte Pfingsten in Petrikau. Was
dort zwischen König August und ihm verhandelt worden ist, hat
niemand je erkundet. Da die Russen mit August vereint waren,
mußte ohnehin mit größter Vorsicht verfahren werden. Somit
fand auch Pfingsten keine Gelegenheit, oder er sollte sie nicht
finden, Mardefeld Karls Brief einzuhändigen. Er übergab ihn