Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Beratung vom 11. Dez. sogar zu einer persönlichen Zusammen- 
kunft mit Karl, da Pfingsten ihm von einer Außerung der schwedi- 
schen Minister zu berichten wußte, daß bei einer solchen Zu- 
sammenkunft „viel zu des Königs Satisfaktion moderiert werden 
würde“. Nachdem freilich Pfingsten von Petrikau mit dem könig- 
lichen Namen unterzeichnete Blanketts mitgenommen hatte, um 
darauf das Friedensinstrument aufzuzeichnen, und damit die könig- 
liche Ratifikation an Karl überbracht hatte, so ist es verwunder- 
lich, wie er meinen konnte, daß sich Karl noch nachträglich etwas 
abdingen lassen würde. 
August aber erfaßte den Pfingstenschen Vorschlag mit seiner 
gewohnten energischen Lebhaftigkeit. Zwar ließ er, und zwar 
durch Pfingsten, nach Polen schreiben, alle Nachrichten über einen 
Friedensschluß beruhten auf purer Erfindung, eilte aber gleich- 
wohl nach Sachsen zum Rendezvous mit Karl. Am 15. Dez. 
langte er in Dresden an, am 16. abends traf er in Leipzig ein, 
am folgenden Tage, also am 17., erschien er ganz unerwartet beim 
Grafen Piper in Günthersdorf, wo er Karl anzutreffen vermutet 
hatte; dieser mußte erst aus Quesitz, wo damals vorübergehend 
auch Stanislaus Lesczynski sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte, 
herbeigerufen werden. Nach sehr herzlicher Begrüßung — so 
wenigstens berichtet der Leipziger Annalist Vogel — besprachen 
sich dic beiden Majestäten eine kleine Stunde in einer Fenster- 
nische und ritten dann zusammen nach König Karls Hauptquartier. 
Hier hatten beide nach Vogels Bericht wieder eine Konferenz 
unter vier Augen, die nicht weniger als drei Stunden dauerte. 
Dann folgte Tafel, über der nichts geredet wurde, „und sahen 
nur beyde Majestäten einander freundlich an“ (1 Vogel). August 
blieb in Altranstädt über Nacht und kehrte am 18. nach Leipzig 
zurück. Erst am 21. Dez. erwiderte Karl den Besuch, worauf 
sich die Majestäten zunächst am 2. Jan. in Altranstädt und am 
4. Jan. in Leipzig wiedersahen. Daß bei jener ersten Unter- 
redung Karl zu August nur von seinen juchtenen Stiefeln ge- 
sprochen habe, wie Voltaire in seinem Leben Karls XII. und ihm 
solgend der Biograph Augusts, Faßmann, berichten, ist natürlich 
eine Übertreibung; aber es ist immerhin wahrscheinlich, daß sich 
Sturmhoefel, Geschichte der sächsischen Lande. 27
	        
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