bestreiten. Aber man muß sich dabei auch anderseits fragen: was
hätte ein solches Manöver schließlich für einen Zweck gehabt? An
Karls Einrücken in Sachsen und seinen sonstigen Maßregeln hätte
das zweifellos gar nichts geändert. Wenn es nun aber weiterhin
im Berichte der Untersuchungskommission vom 21. April 1708
heißt, daß Pfingsten „zwar von der unternommenen Friedens-
verhandlung einigen Rapport getan, aber gestehen müsse, daß
er Ihrer Königl. Majestät weder das vollzogene Friedensinstru-
ment vorgezeigt, noch auch eröffnet habe, daß der Friede wirklich
geschlossen sei“, was in ähnlicher Weise sich in dem Urteile vom
20. Dez. 1710 wiederholt findet, so klingt das doch angesichts
der ganzen Lage schlechterdings unglaublich. Wie rasch nußte
doch der verschwiegene Tatbestand dem Kurfürsten bekannt werden
und wie wollte der gewissenlose und feigherzige Diener dann seinem
Herrn wieder unter die Augen zu treten wagen? Er hat es aber
doch sonder Scheu, wie oben erzählt, bei den Beratungen zu
Tamitz getan. Und wenn auch König August dort vor Pfingstens
Ankunft sich äußerst abfällig über den Frieden geäußert hat unter
Zufügung der Drohung: er wolle die Fabrikanten auf den König-
stein setzen, und: schlimmere Bedingungen hätte man ihm nicht
abgewinnen können, wenn er im Turm gesessen hätte, so ist dem
eine Stelle aus einer Relation des Generals Grafen Flemming
vom 21. Dez. 1707 entgegenzuhalten, betreffend die äm 11. Dez
1706 zu Tamitz abgehaltene Beratung: „und entstund bei mir ein
Zweifel, ob vielleicht Königl. Majestät dennoch nicht mit Pfingsten
haccord wäre und daß wir in allem der Sachen nicht sollten kund
werden.“ Wenn ferner auch aus einem nicht datierten Briefe
Pfingstens an den König die den Schreiber belastende Stelle vor-
kommt: „Ich kann nicht verstehn, wozu weitere Urteile, da ich
mich selbst schon verurteilt habe“, so erhält diese Stelle doch wohl
ihre richtige Beleuchtung durch folgenden Satz aus einem Biefe
vom 1. Dez. 1716: „Ew. Königl. Majestät werden mir allergnädigst
erlauben, nur kürtzlich voritzo allerunterthänigst zu repräsen-
tieren mit was für promptitude und Treue ich mich zur Sal-
vierung dero hohen Reputation resolvieret, alles über mich zu
nehmen und mich eine Zeit lang vor Ew. Kgl. Mcjestät zu sakri-