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keinem Ergebnis. Mitte Juli 1715 begann die Einschließung der
Stadt, die aber von Rügen her ungestörte Verbindung mit der
See hatte. In der Nacht vom 4. zum 5. Nov. 1715 war es
sächsischen und preußischen Truppen unter Führung des sächsischen
Generals Wackerbarth gelungen, das starke Außenwerk vor dem
Frankentor zu nehmen; am 15. November glückte es den Preußen
unter Prinz Leopold von Anhalt--Dessau und den Sachsen unter
General Wilckes auf Rügen zu landen. Damit war Stralsunds
Geschick entschieden. Nachdem in der Nacht vom 21. zum 22. Dezem-
ber König Karl die Festung in einem kleinen Segelboot verlassen,
übergab sie General Ducker am 24. Dezember. Wismar fiel im
April 1716.
Abgesehen von den als Zeugnissen sächsischer Tapferkeit er-
beuteten Kanonen und Fahnen ging Sachsen infolge der vor-
erwähnten heillosen Wirren in Polen, die August die Hände banden,
leer aus. Dazu kam, daß es August nunmehr auf ganz Livland
abgesehen hatte und sich gegen die vom Zaren vorgeschlagene
Teilung ablehnend verhielt. Dadurch reizte er Peter so, daß dieser
durch den aus holsteinischen vor kurzem in schwedische Dienste
getretenen Grafen Görtz, einen äußerst intriganten und gewissen-
losen Diplomaten, Fühlung mit Karl XII. nahm. Gelegentlich
seiner zweiten europäischen Reise traf Peter im August 1717 ins-
geheim auf Schloß Loo in den Niederlanden mit Görtz zusammen,
und hier wie bei den im Oktober 1717 zu St. Petersburg fort-
gesetzten Beratungen wurde die Wiedereinsetzung des damals in
Zweibrücken still dahin lebenden Stanislaus Lesczynski beschlossen.
König August hatte trotz der Geheimhaltung schon lange Kunde
von den zarischen Absichten und wollte sich durch eine Anzahl
entschlossener sächsischer Offiziere am 15. Aug. 1717 mittelst über-
falls der Person Lesczynskis bemächtigen; aber der Anschlag gelang
nicht. Im August 1718 fanden dann die Schlußverhandlungen
zwischen Rußland und Schweden auf der Insel Aland statt. Aber
am 11. Dez. 1718 wurde Karl XII. vor der norwegischen Festung
Friedrichshall meuchlings erschossen, und der schwedische Reichsrat
verständigte sich mit August dahin, daß dieser Stanislaus den
Königstitel und 1 Mill. Taler bewilligte. — —