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Vor allem aber hatte sich August nach seiner Wahl zum
polnischen Könige dem damaligen Papste Innocenz XII. zur katho-
lischen Erziehung seines einzigen am 7. Okt. 1696 geborenen Sohnes
Friedrich August verpflichten müssen. Die Ausführung dieses Ver-
sprechens stieß natürlich bei der treuen Wachsamkeit der Kurfürstin
auf unüberwindliche Schwierigkeiten. Der ungeduldige Papst, jetzt
Clemens XI., mahnte darum in einem Schreiben dringlichst, dem
Versprechen gerecht zu werden: „Wir zweifeln nicht,“ heißt es
da, „daß Du bei reiferer Erwägung der Sache einsehen wirst,
daß — da die Kirche den Gläubigen den Umgang mit den Be-
kennern ketzerischer Schändlichkeiten untersagt, damit nicht etwa die
frommen Gemüter der Gläubigen durch das Gespräch der-
jenigen befleckt werden, deren Rede wie der Krebs um sich frißt,
demütig sich einschleicht, schmeichelnd betört und heimlich tötet —
dies um so mehr dann zu fürchten sei, wenn das zarte
Alter den Ausrottern des wahren Glaubens überlassen wird.“
Während sich nun August unter dem 4. Sept. 1701 beeilte, be-
ruhigende Versicherungen zu geben, versprach er gleichwohl 1702
den Ständen, daß die Erziehung seines Sohnes „zu Gottes Ehren
und des Landes Konsolation und vergnüglichem Besten geschehen
solle.“ Die bevorstehende Neugewinnung des polnischen Thrones
gab dann dem Papst Gelegenheit, am 18. Aug. 1708 August wieder
zu mahnen, der von Dresden aus am 10. Jan. 1709 seine Ver-
sprechungen erneute. Der Papst sandte aber, um die Sache ener-
gischer zu betreiben, Ende 1709 seinen Neffen Albani und den
Jesuiten Salerno nach Dresden. Darauf teilte August in Briefen
vom 15. und 23. Jan. 1710 mit, welchen Weg er zur Aus-
führung seiner Versprechungen einschlagen wolle. Darauf hielt
der Papst am 7. Mai 1710 eine Allokution an die Kardinäle,
worin er Augusts nunmehriger definitiven Entschließung, seinen
Sohn der katholischen Kirche zuzuführen, reiche Anerkennung
zollte. Dafür bedankte sich August am 20. Juni in einem lateini-
schen Schreiben, worin u. a. der Passus vorkommt: „Denn was
kann es für einen katholischen Fürsten für einen größeren Ruhm
geben, als wegen seines Eifers für die Religion von dem obersten
Haupte der Religion empfohlen zu werden?“ — —
Sturmhoefel, Geschichte der sächsischen Lande. 28