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Mit Beziehung hierauf redete sich Moritz damit heraus, daß er
vor dem Schlusse des Landtags auf ihre Fragen unmöglich einen
sicheren Bescheid geben könnte.
Der in Gegenwart der herzoglichen Brüder am 13. Juli
1546 zu Chemnitz eröffnete Landtag setzte einen Vierundzwanziger-
Ausschuß nieder, um die politische Lage zu prüfen. Dieser berichtete
ganz im Sinne des Herzogs. Es wurde also dessen Neutralität
vom Landtag gebilligt und die überflüssige Frage an den Kaiser
zu stellen beschlossen, ob der bevorstehende Krieg nicht etwa ein
Religionskrieg sei. Ferner genehmigte man die Kosten zur An-
werbung von 4000 Knechten und 400 Reitern auf drei, höchstens
vier Monate, aber lediglich zur Landesverteidigung. Für dringende
Fälle wurde dem Antrage des Herzogs entfprechend ein Sechser-
ausschuß niedergesetzt, der die Vollmacht erhielt, noch eine
Nacherhebung von 50 00 der bewilligten Gelder zu genehmigen,
aber selbstverständlich auch nur zum Zwecke der Verteidigung. Am
16. Juli erfolgte der Schluß des Landtags.
Während seiner Tagung langten kaiserliche Mandate in Dres-
den an, die dem Herzog viel Kopfschmerzen machten und wohl auch
dem Landtage nicht ganz unbekannt geblieben waren. Das eine be-
fahl dem Herzog, seine Untertanen aus dem Dienste der „Reichs-
feinde“ zurückzurufen, das andere, als Schutzherr der Stifter
Magdeburg und Halberstadt den Erzbischof Johann Albrecht zur
Einberufung eines Landtags auf den 20. Juli aufzufordern; da sollte
die Übertragung der Schutzherrschaft auf den Herzog unter Bekannt-
gebung der Regensburger Bedingungen verkündigt werden. Natür-
lich würde die Ausführung dieser kaiserlichen Befehle Moritz die
Maske gänzlich abgerissen haben. Seine Räte empfahlen ihm,
sich durch Lavieren und Hinausschieben zu helfen. Mit dieser
Mission und mit der Stellung jener Frage, ob der Kaiser nichts
gegen die Religion unternehmen wolle, wurde der wenig zuverlässige
Dr. Türk nach Regensburg gesandt und erhielt da die üblichen Ant-
worten. Gegen die Religion wolle der Kaiser nichts unternehmen;
damit meinte er aber seinerseits die katholische; ebensowenig habe
er gegen ein allgemeines Konzil etwas; damit meinte er aber das
Tridentinum.