Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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Deszendenz erbberechtigt sein nach dem Rechte der Erstgeburt vor 
den Töchtern Josephs I. Es liegt auf der Hand, wie sehr durch 
diese Anderung die letzteren und damit auch deren Gatten, Friedrich 
August von Sachsen und Karl Albert von Bayern geschädigt 
wurden. Nun wurde zwar 1716 dem Kaiser nach achtjähriger 
kinderloser Ehe mit Elisabeth von Braunschweig ein Sohn geboren, 
der aber nach wenigen Monaten starb; danach kamen bis 1724 
nur noch drei Töchter zur Welt, deren älteste die 1717 geborene 
Maria Theresia war. Jetzt war es das Bestreben des Keisers, 
nachdem die Stände in den Erblanden und von Ungarn und 
Böhmen für die pragmatische Sanktion gewonnen worden waren, 
soviel Zusagen als möglich von den europäischen Herrschern ein- 
zusammeln. Preußen verstand sich im Oktober 1726 durch den 
Vertrag von Wusterhausen zur Anerkennung der pragmatischen 
Sanktion. Anders Sachsen, wo seit dem am 30. April 1728 zu 
Wien erfolgten Tode des Grafen Flemming Graf Karl Heinrich 
von Hoym die Politik leitete. Dieser war der Meinung, man 
müsse nach dem dereinstigen Tode Karls VI. die Ansprüche der 
Maria Josepha auf einen Teil der österreichischen Herrschaft durch- 
führen, brachte aber zugleich die polnischen Pläne mit herein: 
Polen sollte geteilt und der Sachsen verbleibende Teil absolutistisch 
regiert werden. 
Während nun August insgeheim, namentlich der Subsidien 
wegen, mit Frankreich anknüpfte, hatte man unter dem Auschein, 
als wolle man in der Frage der pragmatischen Sanktion mit 
Preußen Hand in Hand gehen, schon 1727 Flemming nach Berlin 
geschickt, um die Abneigung Friedrich Wilhelms gegen die Fort- 
setzung der sächsischen Herrschaft in Polen zu beseitigen. Da man 
in Wien noch an Sachsens guten Willen glaubte, so half auch 
der österreichische Gesandte in Berlin, Graf Seckendorff, den König 
Friedrich Wilhelm bereden. Dieser kam, begleitet von seinem 
Sohne, dem damals 16jährigen Kronprinzen Friedrich und seinem 
Minister von Grumbkow im Januar 1728 nach Dresden. Der 
Empfang war glänzend, enthüllte aber neben dem mehr als lönig- 
lichen Prunke auch die tiefe Sittenlosigkeit des Dresdener Hofer. 
König Friedrich Wilhelm ließ sich hier Polens wegen umstimmen;
	        
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