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ihrer schon lange überdrüssig und schob sie 1713 ganz auf die Seite.
Sie wurde von da an in Pillnitz unter Aufsicht gehalten, entfloh
aber 1715 nach Berlin; 1716 im November ausgeliefert, wurde sie
Ende Dezember nach Schloß Stolpen gebracht und da erst in
strenger, nachher unter Augusts Nachfolger in leichterer Haft ge-
halten, bis sie am 31. März 1765 in ihrem 79. Lebensjahre
vom Tode befreit wurde. Als Grund ihrer Haft wird im wesent-
lichen angeführt, daß sie jenes Eheversprechen des Königs nicht
habe herausgeben wollen.
Wir würden jedoch König August Unrecht tun, wenn wir
nicht von dem Einflusse seiner Prachtliebe auf die künstlerische Ent-
wickelung Sachsens, insbesondere Dresdens reden wollten. „Die
Stadt Dresden,“ so urteilt ein Zeitgenosse, „scheint gleichsam nur
ein großes Lustgebäude zu sein, worin sich alle Erfindungen der
Baukunst angenehm miteinander vermischen und doch besonders.
betrachten lassen. Ein Fremder hat schier ein paar Monate damit
zuzubringen. Es ist keine Kunst in der Welt zu finden, davon
man hier nicht ausnehmende Meisterstücke erblickte.“ Von 1709.
bis 1722 erbaute Daniel Pöppelmann den Zwinger, der eigent-
lich nur der Vorbau eines neuen großen königlichen Winterpalais
werden sollte, nachdem 1701 ein Teil des alten Schlosses in
Feuer aufgegangen war. Derselbe Meister gab in den Jahren
1727—1731 der Augustusbrücke die Gestalt, die sie bis zu
ihrem 1907 begonnenen Abbruch behalten hat. Das 1685.
abgebrannte Altendresden wurde nach einem großartigen Plane-
von August wieder aufgebaut und von nun an Dresden-
Neustadt genannt; das Rathaus und die Neustädter Kirche,
heute Dreikönigskirche genannt, waren ebenfalls Pöppelmanns
Werk. In der Altstadt begann der Ratszimmermeister Bähr 1726
nach dem Muster der Peterskirche den Bau der Frauenkirche, dessen
Vollendung 1745 er freilich nicht erlebte. Dem Beispiele des.
Königs folgten seine Günstlinge. Die Gräfin Cossell erbaute 1706
das sog. Prinzenpalais, Graf Flemming den nachmals als japa-
nisches Palais von König August eingerichteten Prachibau. Das
vom Grafen Wackerbarth errichtete Palais erwarb der König
ebenfalls, um es zu einem Kadettenhause zu benutzen. — Neben