Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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der Infanterie, mit der er sich auf seine polnischen Besitzungen 
zurückzog. 1752 wurde er sogar vom Kaiser zum Fürsten erhoben. 
Von nun an bemächtigte sich Brühl der indolenten Persönlichkeit 
seines Herrn gänzlich. Damit dieser nie den wahren Stand der 
Dinge erfahre, ließ er den König nie allein mit jemand sprechen; 
er umgab ihn und die Hofgesellschaft mit einer Schar von Spionen. 
Die Königin überwachte er durch deren Oberhofmeisterin, die 
Gräfin Kolowrat-Krakowska, deren Tochter Franziska er zur 
Frau hatte, und wußte auch ihren Einfluß bald mit Hilfe von 
Guarini zu beseitigen. Ferner bemächtigte er sich aller leiten- 
den Stellungen, natürlich nur um deren Gehalt einzuziehen, wäh- 
rend er die Arbeit durch bettelhaft bezahlte Menschen besorgen 
ließ, die dann ihrerseits wieder ihre Stellung nach besten Kräften 
auszunutzen suchten. Von diesen Subjekten hat es der Lakai Hennicke 
verstanden, sich zum Grafen und sächsischen Konferenzminister auf- 
zuschwingen. Sein Herr aber, den der König 1746 zu der in 
Sachsen bis dahin nicht gekannten Würde eines Premierministers 
beförderte, vereinigte nach und nach folgende Amter und vor 
allem ihre Gehälter in seiner Person: er war in Sachsen Premier-, 
Kabinetts- und Konferenzminister, Wirklicher Geheimer Rat, Ge- 
neral der Infanterie, ohne die geringsten militärischen Kenntnisse, 
Oberster über ein Regiment Chevauxlegers und über eines zu Fuß, 
Oberkämmerer in Verbindung mit den Funktionen eines Oberhof- 
marschalls, Kammerpräsident, Obersteuer-, Generalakzis-, Ober- 
rechnungs-, Deputations= und Bergdirektor, Kammerdirektor der 
Stifter Merseburg und Naumburg, Kapitular des Hochstiftes Mei- 
ßhen und Propst zu Bautzen, Oberinspektor der Meißner Por- 
zellanmanufaktur, Chef der kurfürstlichen Parforcejagden usw. usw. 
In Polen machte er es ähnlich, nachdem er sonderbarlicherweise 
seine polnische Abstammung entdeckt und das polnische Indigenat 
als Graf Ocieszyno--Brühl erworben hatte. Dies letztere 
wäre ihm nun nicht gelungen, wenn er sich nicht als gläu- 
bigen Katholiken gegeben hätte. In Sachsen dagegen spielte 
er sich auf den strenggläubigen Lutheraner hinaus, der sich 
gern bei seiner Abendandacht in seiner Hauskapelle überraschen 
ließ und seinem Andachtsbedürfnisse durch die schon vorhandenen
	        
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