Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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haltlos: auch er wollte seinen Teil an Kursachsen haben. Die 
Urkunden sei er nicht gesonnen auszuleihen, wenn Moritz nicht 
bis zum 12. September Farbe bekannt habe. Bei der notorischen 
Schwäche Ferdinands ließ sich aber Moritz nicht drängen; erst als 
er von den fortschreitenden Rüstungen Kenntnis erhielt, trat er, 
begleitet von seinem Bruder, den beiden Carlowitz, Komerstadt, 
Türk und dem Sechser-Ausschuß am 26. September die Fahrt nach 
Prag an, wo man am 30. September anlangte und alsbald die 
Verhandlungen begann. 
Deren Ergebnis war: sechs Tage nach dem Angriff des Königs 
auf die Schmalkalder hat Moritz den seinigen zu eröffnen; als 
Lohn soll Moritz vorbehaltlich der kaiserlichen Genehmigung die 
Reichs= und Kirchenlehen des Kurstaates erhalten, die böhmischen 
Lehen dagegen Ferdinand mit Ausnahme von Eilenburg, Leisnig 
und Colditz, die gegen entsprechenden Ersatz an Moritz fallen 
sollen. Die Herrschaft Schwarzenberg wird geteilt, die reußisch- 
geraischen Lande ebenfalls für Böhmen in Anspruch genommen. 
Über die Übertragung der Kurwürde wurde nur gesprochen, nichts 
vereinbart. 
Am 8. Oktober trat zu Freiberg der Landtag zusammen. 
Moritz wies auf die durch die kaiserliche Acht möglich gewordene Be- 
setzung der kursächsischen Lande durch fremde Truppen hin. Der 
Landtag kam infolgedessen zu dem Beschluß, daß Moritz den Kur- 
fürsten um die Vollmacht bitten sollte, im Falle drohender Invasion 
sein Land zu besetzen. Auch ermächtigte man den Herzog, im 
Notfalle nur mit vier Mitgliedern der Landschaft Anleihen auf- 
zunehmen. Auch trat der Landtag der Bestellung einer Gesandt- 
schaft an König Ferdinand zur Erneuerung der sächsisch--böhmischen 
Erbeinung von 1505 bei, die denn auch am 19. Oktober er- 
folgte. Hierbei wurde der böhmische Angriff auf den 22. Ok- 
tober festgesetzt, spätestens drei Tage danach, also nicht mehr 
sechs, sollte Moritz dem Kurfürsten Fehde ansagen. Für die 
Übertragung der Kur wollte sich Ferdinand bei seinem Bruder 
verwenden. Er hat es auch getan, und demzufolge hat Kaiser Karl 
am 27. Oltober 1546 eine Urkunde ausfertigen lassen, worin die 
Kur Morizz versprochen wurde; diese sollte Ferdinand ihm aber
	        
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