Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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gern in Erbpacht gegeben, diese aber mit einem Kostenaufwand von 
20000 Reichstalern ausgetrocknet hatten, als Avulsum zurück- 
verlangte. 
Ferner trieb Brühl mit den sogen. Steuerscheinen, die sich 
mit unsern Obligationen vergleichen lassen, ein schwindel- 
haftes Geschäft. Die Gerichte wurden angewiesen, die bei ihnen 
hinterlegten Mündel= und andere Depositengelder an die Haupt- 
staatskasse abzuführen und dafür Steuerscheine in Empfang zu 
nehmen. Desgleichen mußte der bare Erlös von Verkäufen bei 
Erbteilungen gegen diese zuzeiten ganz wertlosen Papiere ein- 
getauscht werden. Würde sich nicht gegen dieses Verfahren der 
Leipziger Superintendent Deyling mutig aufgelehnt haben, so würden 
die ihm anvertrauten Kirchen ihr ganzes Vermögen eingebüßt 
haben. — Ein anderes Mittel der Bereicherung bot die ihm 1736 
gegebene Vollmacht in Kammersachen, nachdem er auch das Justiz= 
departement in seine Hand gebracht hatte. Nunmehr konnte er 
die Gehälter der Beamten nach Gutdünken schmälern oder über- 
haupt einbehalten. Damit hiervon der König nichts merke, um- 
gab ihn Brühl mit einer undurchdringlichen Hecke von zuber- 
lässigen Aufpassern. Als es aber eines Tages einem Obersten 
doch gelang, dem Könige eine Bittschrift der Offiziere seines Regi- 
ments persönlich vorzutragen, worin sie den seit 20 Monaten 
rückständigen Sold in Erinnerung brachten, erklärte Brühl mit 
eherner Stirn: der Mann müsse verrückt sein; die Besoldung sei 
immer voll und pünktlich ausbezahlt worden. Und beides bewies 
er dem Könige schwarz auf weiß: die Offiziere bescheinigten den 
Empfang ihrer Gelder, und der Oberst bescheinigte seine Ver- 
rücktheit, indem er wegen zeitweiliger Anfälle von Irrsinn seinen 
Abschied erbat. Ein anderer recht bezeichnender Vorgang fällt 
in den September 1756, als sich der König mit Brühl vor den 
in Sachsen eingedrungenen Preußen auf den Königstein geflüchtet 
hatte. Damals schickte Brühl gleichzeitig mit einer vom Könige 
für seine in Dresden zurückgebliebene Gemahlin bestimmte Sen- 
dung, die jedoch kein Geld erhielt, an seine Maitresse, die Opern- 
15 · -- ä it 4000 Dukaten. Die beiden 
sängerin Albuzzi ein Päckchen mi alzbann aber 
Pakete wurden aber bei der Abgabe verwechselt; alsdann
	        
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