Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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fahlen aber, die Sache möglichst dilatorie zu behandeln. Hierin 
kam übrigens die Politik der beiden Kaiserhöfe Sachsen bereit- 
willigst entgegen. Noch 1753 meinte man in Petersburg, die 
Sachsen müßten freilich nicht als die ersten sich auf den Turnier- 
platz wagen, sondern so lange warten, bis der Reiter im Sattel 
wanke. Somit erklärte Brühl seine Bereitwilligkeit, sich dem 
Bündnis anzuschließen, wenn man dabei den Leipziger Partage- 
traktat für Sachsen zu verwirklichen sich verpflichte. In dem 
Gutachten der Geheimen Räte heißt es aber hierüber ganz 
richtig, daß Osterreich, wenn es erst wieder im Besitze Schlesiens sei, 
„um eine Erfüllung derartiger Versprechen wenig bekümmert sein 
und das aggrandissement Sachsens schwerlich mit Ernst und 
Eifer zu befördern suchen dürfte.“ 
Die Sache gewann für Brühl höheres Interesse, als mit 
1750 die französischen Subsidien abliefen. Er verlangte jetzt 
unter der Drohung, er werde den Subsidienvertrag mit Frank- 
reich erneuern, für seinen Zutritt zum Bündnis Garantie des 
sächsischen Staates, Erblichkeit der polnischen Krone und vor allem 
Subsidien. Nur die letzteren wurden ihm zu Warschau im Ver- 
trag vom 13. Sept. 1751 in der Höhe von 48000 Pfund Sterling 
auf jedes der nächsten vier Jahre versprochen, wovon zwei Drittel 
England, ein Drittel Holland aufzubringen habe. Dafür ver- 
pflichtete sich Sachsen, den Seemächten im Kriegsfalle 6000 Mann 
zu stellen, und die Wahl Josephs, des ältesten Söhnleins der 
Maria Theresia, zum römischen König zu unterstützen. Zugleich 
wußte sich Brühl von der zwischen Berlin und dem preußischen Ge- 
sandten in Dresden hin- und hergehenden Korrespondenz Kenntnis 
zu verschaffen. Sein Schreiber Siepmann hatte eine hervorragende 
Fertigkeit im unerkennbaren Offnen von Briefen, des Baron Scheel 
Spezialität dagegen bestand in dem tadellosen Nachmachen fremder 
Handschriften. Durch die Bestechung eines Kammerdieners in der 
preußischen Gesandtschaft erlangte man den Chiffrenschlüssel, der 
Postmeister zu Großenhain behielt die Briefschaften für die nötige 
Zeit ein, und so erfuhr Brühl genau, was der preußische Minister- 
resident von Klinggräff nach Berlin berichtete und von dort an 
Mitteilungen erhielt.
	        
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