Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

— 470 — 
Gleicherweise hatte sich aber auch Friedrich über die gegen 
ihn im Gange befindliche Verschwörung Kunde verschafft. In 
Berlin vermittelte ihm Baron Weingarten, Sekretär des öster- 
reichischen Gesandten Grafen de la Puebla, Abschriften aller De- 
peschen, die sein Herr aus Petersburg, Wien und London er- 
hielt. In Dresden besorgte der Geheimsekretär der sächsischen 
Kanzlei Friedrich Wilhelm Menzel Abschriften der Verträge von 
1746, des Briefwechsels zwischen Brühl, Bestushew und dem Grafen 
Flemming in Wien und den sonstigen sächsischen Vertretern im 
Auslande. Des letzteren Berichte gelangten zweimal in der Woche 
nach Potsdam, ohne daß man auf solche Dinge, ungeachtet der 
Warnungen des Wiener Hofes, am sächsischen Hofe aufmerksam 
geworden wäre. 
Mit Michalies 1755 lief Sachsens Subsidienvertrag mit 
den beiden Seemächten ab. Die zum Kriege sich zuspitzenden 
Differenzen zwischen England und Frankreich über ihre nord- 
amerikanischen Besitzungen ließen es Georg II. Hannovers wegen 
wünschenswert erscheinen, sich mit Preußen besser zu stellen, wie 
ihm anderseits die durch den österreichischen Gesandten in Ver- 
sailles, den Grafen Kaunitz, angebahnte Verständigung zwischen 
den Höfen von Wien und Versailles die Aufgabe seiner öster- 
reichischen Beziehungen nahe legte. Eine Erneuerung des Sub- 
sidienvertrags mit Sachsen hatte also nicht den mindesten Sinn 
mehr. Da kam nun am 24. Aug. 1755 die Anfrage der fran- 
zösischen Regierung, ob Sachsen unter Abbruch seiner bisherigen 
Beziehungen geneigt sei, wieder mit Frankreich anzuknüpfen, wie 
ein Geschenk des Himmels. Nur dachte sich Brühl dieses Ein- 
vernehmen in den schönen und bequemen Formen von 1746, 
wo er nichts weiter zu tun brauchte, als 2 Millionen Livres 
einzustecken. Herzog von Broglie aber, der französische Gesandte, 
bot nur dieselben Bedingungen wie die Seestaaten, verlangte also 
auch die Stellung von 6000 Mann. Darüber zerschlugen sich 
die Unterhandlungen. Die Dauphine suchte dafür nach besten 
Kräften in Versailles Subsidien für ihren Vater herauszuschlagen; 
als es ihr 1757 gelang, war die Katastrophe bereits herein- 
gebrochen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.