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Graf Brühl erklärte schon damals das Lager für einen „Mist-
haufen“. Der Herr „General“ Brühl benötigte übrigens damals
sechs persönlicher Adjutanten und Futter für 124 Pferde, wäh-
rend den Mannschaften täglich die Rationen verkürzt werden mußten
und die Pferde aus Mangel an Futter umstanden. Am 10. Sept.
war die Antwort auf das am 29. August nach Wien geschickte
Hilfsgesuch eingetroffen. Man könne nicht helfen, da General
Browne mit seinen Rüstungen noch nicht so weit sei; die sächsische
Armee solle sich nach Böhmen zurückziehen. In dem augenublick-
lich abgehaltenen Kriegsrate stimmte der von dem Generalmajor
von Dyherrn beratene „General“ Brühl für den damals noch
möglichen Abzug nach Böhmen, wenn man auch dabei die schwere
Artillerie werde preisgeben müssen. Die Mehrzahl der Generale
aber war dagegen, sich so rückhaltlos Osterreich in die Arme zu
werfen, und faßte den unter solchen Umständen fast unglaublichen
Beschluß: „Daß es sehr wohlgetan sein dürfte, wenn unsers Aller-
gnädigsten Königs Majestät nochmals ein Schreiben an J. M.
den König von Preußen abgehen zu lassen und Deroselben darinnen
vorstellig zu machen geruhen wollten, daß, da man durch diese
jetzige Position der Armee und ob man gleich Gelegenheit und
Zeit genug gehabt hätte, eine anderweite Partei zu wählen, man
dennoch genug gezeiget hätte, daß man neutral verbleiben und
dem Könige von Preußen in seinem Marche nichts in den Weg
legen wollte; daß man aller offerten ohngeachtet, dennoch bei
diesem sentiment bliebe: es wäre denn, daß der König von Preußen
die Armee zur größten Desperation bringen wollte, woraus aller-
hand schädliche Suiten vor beide Teile entstehen könnten; daß
dahero des Königs von Preußen Majestät Ihre Declaration von
Sich zu geben geruhen möchten, was Selbte denn endlich von
unsrer Seite verlangten.“
König Friedrich empfing diese wunderliche Stilübung durch
den Generalleutnant von Bellegarde. Seine Antwort, die den un-
bedingten Anschluß der sächsischen Armee verlangte, überbrachte
am 14. Sept. General Winterfeldt, der zugleich die Aufgabe hatte,
den König August auf Grund der in Dresden gefundenen Er-
gebnisse über Brühl aufzuklären. Bei diesem Verlangen blieb