Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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13. Oktober abgefaßte Schreiben aller beim Heere befindlichen 
Generale überreicht, in dem bei der völlig verzweifelten Lage nur 
noch Kapitulation oder nutzlose Vernichtung von 19000 Mann 
als die beiden übrigbleibenden Möglichkeiten bezeichnet wurden. 
Der König war außer sich vor Überraschung und Empörung, und 
Brühl sekundierte ihm eifrig. Er forderte die Generale zu einem 
neuen Kriegsrate auf. Dieser fand am 14. Okt. um 7 Uhr früh 
statt und hier erst erhielt man Kenntnis von dem schon um 5 Uhr 
eingelaufenen Schreiben des Generals Browne an Brühl, datiert 
Lichtenhain, 13. Okt. abends nach 10 Uhr, worin Browne 
mitteilte, er habe nun zwei volle Tage vergeblich auf den An- 
marsch der Sachsen gewartet und müsse deshalb annehmen, daß 
der Elbübergang nicht gelungen sei. Deshalb werde er am nächsten 
Morgen, also eben an diesem 14. Okt. 9 Uhr den Rückmarsch 
antreten. Nun war es Dank des verlängerten Morgenschlummers 
des Grafen Brühl auch dazu zu spät geworden, den nur vier 
Wegstunden entfernten OÖsterreicher von der Lage zu unterrichten. 
Brownc hat übrigens dann doch noch bis nachmittags 3 Uhr 
auf den Höhen hinter Schandau gewartet. Schon hatten aber 
die Preußen ihre Batterien auf dem linken Elbufer so aufgefahren, 
daß sie die ganze Ebenheit bestreichen konnten; im sächsischen Heere 
herrschte Hunger und allgemeine Mutlosigkeit. So ließen es die 
Generäle um 8 Uhr den König nochmals wissen, daß an nichts 
als an Kapitulation zu denken sei. Der König meinte die Schmach 
nicht überleben zu können, daß eine Armee die Waffen strecke ohne 
einen Schuß getan zu haben. Erst einer zweiten Abordnung, 
anderen Spitze Generalmajor von Dyherrn stand, gelanges, den König 
von der Unmöglichkeit einer anderen Entscheidung zu überzeugen. 
So erhielt Rutowski am Nachmittage des 14. Okt. folgen- 
des von Dyherrn entworfene, von Brühl korrigierte königliche 
Schreiben: „Ich überlasse Ihnen das Schicksal Meiner Armee. 
Ihr Kriegsrat möge entscheiden, ob Sie sich kriegsgefangen er- 
geben oder ob Sie durch Schwert und Hunger umkommen wollen. 
Möge die Menschlichkeit, wenn möglich, Ihre Entschließungen 
leiten. Wie sie auch ausfallen mögen, Mich gehen sie nichts an 
und Ich mache Sie nur dafür verantwortlich, daß Sie die Waffen
	        
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