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nicht gegen Mich und Meine Freunde kehren.“ — Auf Grund
dieser Ermächtigung verhandelten Rutowski und Winterfeldt über
die Kapitulation und unterzeichneten sie am 15. Okt., am 16.
genehmigte sie Friedrich. Am 17. Okt. wurde der Vertrag zur
Ausführung gebracht. Friedrich hatte auf den freiwilligen Über-
tritt der Offiziere gerechnet. Aber nur 53, nach anderer Angabe
sogar nur 35 entsprachen seiner Hoffnung, 568 ließen sich kriegs-
gefangen abführen. Die Mannschaften, etwa noch 18000 Mann,
mußten in summarischer Weise den Eid auf König Friedrich ab-
legen und sollten die Garnisonen von Halle, Magdeburg, Halber=
stadt und Frankfurt a. O. ergänzen oder ablösen. Aber auf
dem Marsche desertierten etwa zwei Dritteile, mitunter bataillons-
weise, und gelangten unter Führung ihrer Unteroffiziere nach
Polen, Ungarn, Österreich. Prinz Kaver bildete aus ihnen ein
Corps de transfuges Saxons, das mit der Zeit auf 12000 Man
anwuchs und sich an dem Kriege auf dessen westlichem Schau-
platze betätigt hat.
Der Königstein wurde durch Konvention vom 18. Okt. für
neutral erklärt. König August ging mit den Prinzen Kaber
und Karl und mit Brühl benebst dem Hofstaate nach Warschau.
Die Königin aber und die sonstige königliche Familie blieb in
Dresden, wo am 17. Nov. 1757 der Tod der Königin erfolgte. —
Ein Nachspiel hatte die Kapitulation noch insofern, als Brühl
in infamster Weise in Mitteilungen an befreundete Höfe und
in Hamburger Zeitungen dem Ungehorsam und der Verräterei
der Generäle die Schuld an der Katastrophe zuschob. Das von
den Beleidigten verlangte Kriegsgericht erlangten die Beleidigten
allerdings nicht, aber wenigstens die Veröffentlichung eines Wider-
rufs in der Leipziger Zeitung.
Das unerwartete Losschlagen Friedrichs hatte zwar allent-
halben große Entrüstung hervorgerufen, aber an tatbereiter Hilse
fehlte es noch lange Zeit. Rußland war mit seinen Rüstungen
noch nicht fertig. In Frankreich hatte König Ludwig XV. wenig
Lust, über die im Vertrag vom 1. Mai 1756 festgesetzte Hilfe-
leistung von 24000 Mann hinauszugehen. Aber der wachsende
Einfluß der Marquise de Pompadour, die fußfällige Bitte der