— 481 —
Wilhelm lieferte das nordöstliche Böhmen und Zittau in die Hände
der OÖsterreicher und zwang den König, Böhmen zu räumen und
nach Sachsen zurückzugehen. Das von dem General Schmettau
beim Heranrücken der österreichischen UÜbermacht geräumte Zittan
wurde trotzdem, obwohl überdies eine offene Stadt, am Vor-
mittag des 21. Juli von den Österreichern unter Herzog Karl
von Lothringen mit Brandkugeln beschossen; hierdurch wurden
etwa 60 Häuser in Asche gelegt, unter deren Trümmern 470 Bürger
den Tod fanden, und ein Gesamtschaden von 10 Millionen Talern
angerichtet. Die bei Karls Heere weilenden Prinzen Karl und
Xaver taten nichts für die unglückliche Stadt. König Friedrich
suchte vergeblich die Osterreicher zu einer Schlacht zu bringen und
zog dann am 20. Aug. aus der Zittauer Gegend ab.
Die dem preußischen Könige zuteil gewordenen Schlappen
belebten den Mut und die Anspruchsfreudigkeit Brühls. Er fand
es jetzt an der Zeit, zur Herstellung der ihm schon lange am
Herzen liegenden „Königsstraße“ (Via regia) zwischen der Lausitz
und Polen ein Stück Schlesien zu verlangen, während er Ruß-
land gegenüber großmütig den polnischen Ansprüchen auf Kur-
land entsagen wollte, wenn es sich für die Übertragung der
preußischen Krone an einen sächsischen Prinzen gewinnen lassel!
Der Gute hatte keine Ahnung, daß zu eben dieser Zeit, nämlich
im Sommer 1757, geheime Verhandlungen zwischen Versailles
und Petersburg zu seinem Sturze schwebten und vor allem zu
dem Zwecke, nach dem Tode des damals schon 61 Jahre zählen-
den August III. nicht wieder einen sächsischen Prinzen, sondern
den Prinzen Conti auf den polnischen Thron zu bringen.
Nach langem Bemühen war nun auch gegen den ob seines
Reichsfriedensbruches in die Reichsacht getanen Kurfürsten von
Brandenburg eine Reichsarmee unter dem Befehle des Prinzen
Josef Friedrich von Sachsen-Hildburghausen auf die Beine ge-
bracht worden, mit der vereint eine französische Armee unter
dem Prinzen Soubise in Thüringen gegen Friedrich operieren
sollte. Dieser hatte seine Stellung bei Erfurt genommen, auf
die Nachricht aber von der Niederlage und dem Tode des tapferen
Generals Winterfeldt bei Moys in der Nähe von Görlitz hatte er
Sturmhoefel, Ceschschte der sächsischen Lande. 31