Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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hatte während der ersten Okkupation vom August 1756 bis zum 
Mai 1757 1500000 Taler zu zahlen gehabt. Von Dresden ver- 
langte Friedrich im August 1757 zunächst 170000 Taler, außer- 
dem sollte die dortige Judenschaft 20000 Taler schaffen, wurde 
aber auf 12000 Taler begnadigt. Bei Beginn des Jahres 1758 
verlangte er wieder 500000 Taler, die aber nur zur Hälfte auf- 
gebracht werden konnten. Man rechnet, daß Friedrich bis zum Fe- 
bruar 1758 nahe an 4100000 Taler bares Geld aus Sachsen ge- 
zogen hat. Da der König überdies die Hand auch auf alle regel- 
mäßigen Einkünfte gelegt hatte, so meinte er auch über die Aus- 
gaben verfügen zu müssen. Die Gehälter der königlichen Diener, 
der Kollegien und Kanzleien wurden von 190000 auf 30000 Taler 
herabgesetzt; der Hofoperndirektor und der Hofbeichtvater Gua- 
rini, von denen jener 15000, dieser 17000 Taler jährlich be- 
zogen hatte, mußten sich mit 2000 Talern begnügen; das 
ganze Opern= und Tänzerpersonal wurde aber entlassen. Gleich 
am Anfang des Krieges wurden die Güter Brühls von den 
preußischen Truppen besetzt und sein Dresdener Palais in vanda- 
lischer Weise ausgeraubt. Im Okt. 1758 wurden die Güter sämt- 
licher sächsischer Minister, bald darauf auch die sämtlicher in 
österreichische oder französische Dienste getretenen sächsischen Offi- 
ziere mit Sequester belegt. Die Porzellanvorräte zu Meißen wur- 
den an den dänischen Baron Schimmelmann für 120000 Taler 
verkauft; einen Teil davon brachte der sächsische Kommerzien= 
rat Helbig durch persönliche Opfer wieder an sich, und es gelang 
ihm sogar, den Betrieb der Fabrik gegen eine Pachtsumme von 
60000 Talern in seine Hand zu bringen. 
Furchtbar lasteteten auf dem Lande auch die Aushebungen. 
Als nach der Kapitulation von Pirna König Friedrich zum ersten 
Male 10000 Rekruten von den Ständen verlangte, beriefen diese 
sich dagegen auf den ihrem Landesherrn schuldigen Gehorsam. 
Aber Friedrich fuhr sie an: „Ich bin Landesherr, solange ich 
Sachsen in Besitz habe; folglich seid ihr mir Gehorsam schuldig.“ 
In diesem Sinne zwang er auch die Magistrate von Dresden, 
Leipzig, Freiberg, Zwickau, Chemnitz, Meißen und Pirna, ihm 
den Eid der Treue zu schwören. Desertionen waren natürlich 
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