Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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ungemein zahlreich, trotz der harten Strafen. In welchem Maße 
sie vorkamen, beweist die Forderung von 1758, außer den ver- 
langten 9281 Rekruten auch noch 4832 Einstandsmänner für Deser- 
teure aufzubringen. 
Zu allem Elende kam noch schlechte Münze. Die Prägung 
für Sachsen überließ Friedrich der Berliner Judenfirma 
Ephraim, Itzig u. Co. Diese prägte besonders sog. Drittel, d. h. 
Dritteltaler, also Achtgroschenstücke. Sie trugen das vereinte pol- 
nisch-sächsische Wappen und die Jahreszahl 1753, als ob sie noch 
unter der Verwaltung des vertriebenen Kurfürsten geprägt worden 
wären. Der Volkswitz nannte sie Ephraimiten. Von dieser nur 
etwa ein Drittel wertigen Münze wurden nach und nach 7 Mil- 
lionen Taler in Umlauf gebracht. 
Die militärischen Ereignisse des Jahres 1758 berührten Sach- 
sen wenig. Die Entfernung Friedrichs, der gegen die Russen 
nach der Neumark marschieren mußte und sie bei Zorndorf am 
25. Aug. besiegte, gab der neu organisierten Reichsarmee unter 
der Führung des Prinzen Friedrich von Pfalz-Zweibrücken den 
Mut, sich mit dem in Sachsen mit etwa 20000 Mann zurück- 
gebliebenen Prinzen Heinrich in mehreren Scharmützeln um den 
Besitz der Erzgebirgspässe herumzuschlagen; am 5. Sept. bemächtigten 
sie sich des Sonnensteins. Daun kam von Görlitz heran, um mit 
ihnen Fühlung zu nehmen. Ein anfänglich beabsichtigtes gemein- 
sames Vorgehen gegen den Prinzen Heinrich unterblieb, da König 
Friedrichs Anmarsch gemeldet wurde. Dieser lagerte sich zwischen 
Dresden und Stolpen, versuchte aber vergeblich, Daun aus seiner 
wohl verschanzten Stellung bei letzterem Orte zu locken. Daun 
folgte Friedrich erst, als dieser sich der nach Schlesien führenden 
Straße bemächtigte und es auf die österreichischen Magazine in 
Zittau abgesehen zu haben schien. Am 10. Okt. lagerte sich 
Friedrich in der Nähe von Bautzen bei Hochkirch, Daun gegen“ 
über, und hier gelang in der Morgenfrühe des 14. Okt. infolge 
unglaublicher Sorglosigkeit Friedrichs dem österreichischen Feld- 
herrn der mit Hilfe Laudons wohl vorbereitete Überfall des 
preußischen Lagers; 101 Geschütze, 28 Fahnen und zwei Standarten 
fielen in die Hand des Siegers, 9000 Preußen, aber auch 5000
	        
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