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Osterreicher deckten die Walstatt. Trotzdem gelang es Daun nicht,
Friedrich an der Wiedergewinnung von Schlesien zu hindern. Sein
Kriegsrat beschloß deshalb am 29. Okt., Schlesien für dieses Jahr
ganz aufzugeben und dafür mit der Reichsarmee vereint den
Preußen Dresden zu entreißen, das General Schmettau mit schwa-
chen Truppen besetzt hielt. Aber dieser, dem noch die von ihm
nicht verschuldete Aufgabe Zittaus im vorigen Jahre auf der
Scele brannte, war fest entschlossen, die Stadt bis auf den letzten
Mann zu verteidigen. Den Fürbitte einlegenden Rat verwies
er an den Kurprinzen Friedrich Christian. Aber dieser, auch
durch seine körperliche Kränklichkeit und Schwäche gehindert, lehnte
ab, in Dauns Pläne einzugreifen. So begann dessen Angriff
auf Dresden. Sofort ließ Schmettau am 10. Nov. die Pirnaische
und Wilsdruffer Vorstadt in Brand stecken. Entsetzt über diese
barbarische Art der Kriegführung, die 280 Häuser in Asche legte,
ließ Daun Schmettau Vorstellungen machen. Er erhielt die Ant-
wort: das Schicksal der Stadt hänge von dem Marschall ab;
lasse dieser stürmen, so werde er die Straßen Haus für Haus bis
an das Schloß verteidigen. — Sollte es nun Daun so weit kom-
men lassen, daß die Hauptstadt des Bundesgenossen seiner Kaiserin
in einen Trümmerhaufen verwandelt würde? Er gab die Be-
lagerung auf, und wenn auch sein Verfahren vom militärischen
Standpunkte aus nicht ganz einwandfrei war, so muß man um
so mehr vom menschlichen Standpunkte aus der Haltung des
österreichischen Cunctators warmen Dank zollen.
Daun ging nun nach Böhmen, die Reichsarmee nach Franken
zurück; auf kurze Zeit erschien Friedrich wieder in Sachsen, über-
ließ aber bald das Kommando wiederum seinem Bruder Heinrich,
der nunmehr sein Hauptquartier in Dresden nahm. Mit seinem
und Schmettaus Vorwissen schickte der Kurprinz Friedrich Chri-
stian im Dezember 1758 den Oberjägermeister von Wolfersdorf
nach Warschau, um die furchtbare Not in Sachsen und die Not-
wendigkeit des Friedens zu betonen. Er predigte aber tauben
Ohren, wie auch in Wien die Friedensvorschläge der französischen
Regierung abgelehnt worden waren. Deshalb setzte der an die Stelle
des Kardinals Bernis getretene Choiseul am 30. Dez. 1758 für