— 487 —
den am 1. Mai 1757 geschlossenen Vertrag einen anderen, der
zwar Frankreich noch immer dieselben Lasten aufbürdete, aber
die Wiedergewinnung Schlesiens nicht mehr zur unbedingten Vor-
aussetzung des Friedens hatte. Für den Kurfürsten von Sachsen
war aber in Artikel VI. nur mehr von einer „verhältnismäßigen
Entschädigung“ die Rede, die Frage offen lassend, woher diese
genommen werden sollte.
Nachdem die erste Hälfte des Jahres 1759 für Sachsen ohne
besondere kriegerische Drangsale vergangen war, führte die Nieder-
lage Wedells bei Kay-Züllichau am 23. Juli und der Anmarsch der
Russen, gegen die Friedrich am 12. August, zugleich von den
Osterreichern angegriffen, die furchtbare Niederlage bei Kuners-
dorf erlitt, und endlich der Abmarsch des Prinzen Heinrich aus
Sachsen nach der Oder die Reichsarmee wieder ins Land. Am
6. Aug. 1759 übergab General Hausen gegen freien Abzug Leipzig
an den Prinzen Friedrich von der Pfalz. Torgau fiel nach
tapferer Haltung aus Mangel an Munition am 14. Aug., Witten-
berg am 21. Seit dem 9. Aug. hielten die Österreicher unter
Macquire und Guasco Dresden umschlossen; mit der nun hinzu-
kommenden Reichsarmee zählten die Belagerer 28000 Mann,
während Schmettau nur 5000 Mann zur Verfügung hatte; aber
wie im Vorjahre war er gewillt, bis zum äußersten zu gehen.
Wieder gingen am 30. Aug. 85 Häuser in Flammen auf, die
Augustusbrücke wurde unterminiert, als Schmettau die Neustadt
räumen mußte. Aber Friedrich, durch das Kunersdorfer Unglück
entmutigt, ließ ihm sagen, er möge nur kapitulieren, aber nicht
vergessen, die in der Kasse befindlichen 5600000 Reichstaler,
des „Landes Mark und Saft“, und das reiche Kriegsmaterial
mitzunehmen. Als jedoch die von Friedrich gefürchtete Besetzung
Berlins durch die vereinigten Österreicher und Russen sich nicht
vollzog, sondern die Verbündeten sich wieder trennten, schnellte
seine Spannkraft wieder empor. Er schickte an Schmettau Gegen-
befehl und ließ den General Wünsch mit 6000 Mann auf Dresden
marschieren. Aber beide kamen zu spät: die Kapitulation war am
4. Sept. unterzeichnet worden. Die Wiedergewinnung von Leipzig
und Wittenberg konnte für den Verlust von Dresden nicht ent-