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von Dahlen aus den Abzug der preußischen Truppen; er war
der letzte preußische Soldat, der genau zur vorgeschriebenen Zeit
am 20. März das Sachsenland verließ. So konnte am 21. März
eine allgemeine Friedensfeier im ganzen Lande abgehalten werden.
Freilich war es ein tieftrauriges Freudenfest. Sechs und ein
halbes Jahr hatte das Land die Unbilden eines erbitterten Kampfes
zu erdulden und feindliche wie freundliche Heere zu unterhalten
gehabt. Die Zustände waren trostlos und verzweifelt. Ein Zeit-
genosse gibt im Jahre 1765 folgende Schilderung: „Jedermann
erkannte seinen Niedergang, Mutlosigkeit war davon die Folge
bei den Untertanen, Verlust jeder Achtung bei den Fremden.
Einen geschwächten und fast vernichteten Staat, der die einzigen
Mittel, die er noch für seine Erhebung aus dem Falle besaß, zu
bedauern schien, brauchte man nicht zu fürchten noch zu schonen.
Ohne die Verbindung mit Polen und ohne die persönlichen Be-
ziehungen seines Herrschers würde er in der Politik gar nichts
mehr bedeutet haben. Die Abspannung aller Kräfte des Herr-
schers, die Vernachlässigung aller Zweige der Verwaltung, eine
vollständige Verwirrung, eine Unordnung, deren Ende nicht ab-
zusehen war, die Erschöpfung aller öffentlichen Kassen, Mißtrauen
und Kreditschwierigkeit unter den Privatleuten, Mangel an Um-
satz, ein Warenhandel, der sich von Tag zu Tag verminderte,
zahllose Übel und die Furcht vor nahe bevorstehendem Zusammen-
bruch machten das Bild von Sachsen aus bei der Thronbesteigung
des Kurfürsten Friedrich Christian.“ — Nach König Friedrichs
eigenem Zeugnis hatte Sachsen von allen Ländern am meisten
gelitten. Die Einwohnerzahl war um 90000 Seelen gesunken.
Leipzig, das während des Krieges 12 Millionen Taler hatte auf-
bringen müssen, zählte vor dem Kriege 32000, nach dem Kriege
28000 Einwohner. Außerdem war sein Handel auf lange Zeit
dahin und hatte sich teilweise nach Frankfurt a. M. gezogen.
Dresden und Zittau waren Trümmerhaufen geworden. Auf den
Rathäusern lagen in vielen Städten die Schlüssel von Häusern in
Aufbewahrung, die von ihren Besitzern der unerschwinglichen Ab-
gaben wegen im Stich gelassen worden waren. Die im reg-
samsten Betriebe gewesenen Manufakturen standen aus Mangel