— 496 —
an Beschäftigung und Arbeitern still. Fabrikanten und Arbeiter
meinten wohl auch in Preußen besser vorwärts zu kommen. So
siedelten 270 Damastweber aus Großschönau mit 43 Stühlen,
allerdings auf Anregung des Preußenkönigs, über, nachdem bis-
lang das Geheimnis ihrer Kunst ängstlich durch die Innungs-
satzungen gewahrt worden war. Die Porzellanbereitung war zwor
schon 1751 in Berlin bekannt gewesen, aber erst nachdem Friedrich
in Meißen die Fabrikation näher kennen gelernt, Muster und
Formen mitgenommen und fuhrenweise Kaolin nach Berlin hatte
bringen lassen, kam rechter Zug in die dortige Fabrikation.
Ganz besonders hart war der Ackerbau mitgenommen. Wie
nach dem 30jährigen Kriege fehlte es an Arbeitskräften, an Zug-
und Stallvieh, an Aussaatgetreide. Überdies herrschten Vieh-
senchen. Das trostloseste Bild aber gaben die Finanzen. Friedrich
selbst hat erklärt, daß er zwischen 40 und 50 Millionen an barem
Gelde aus dem Lande genommen; Österreicher und Reichstruppen
schrieben ebenfalls Kontributionen aus. Naturallieferungen,
Brände, sonstige Abnutzung des beweglichen Materials dürften
unschwer einen Gesamtschaden von mindestens 100 Millionen
Talern berechnen lassen. Die Steuerschulden stiegen von 28 Mil-
lionen Talern im Jahre 1749 auf 31 Millionen im Jahre 1763,
wozu noch über 12 Millionen Kammerschulden kamen. Der Kredit
des Landes war derart erschüttert, daß noch 1765 die fünfpro-
zentigen Staatspapiere auf 65 standen. Die rückständigen Ge-
hälter, an deren Bezahlung natürlich nicht zu denken war, be-
trugen 4251 000 Taler. Mit der Justizpflege und Verwaltung
lag die Polizei im Argen und damit nahm allenthalben die
Unsicherheit zu. —
Noch während der preußischen Okkupation hatte die durch
kurfürstliches Edikt vom 28. April 1762 ins Leben gerufene
„Restaurationskommission“ einige Ordnung in das Chaos zu
bringen versucht. Sie bestand aus den Geheimen Räten von
Fritzsch und von Wurmb, dem Obersteuerdirektor von Heringen,
dem Kammerrat Lindeman u. a.; als Protokollant fungierte der
in der satirischen Literatur wohlbekannte Obersteuersekretär Gott-
lieb Wilh. Rabener. Durch ihr Edikt vom 11. Febr. 1763 be-