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mann Gottscheds Gunst, nach ihm G. F. Koch, der in Quandts
Hof nach Gottscheds Angaben an Stelle der sechseckigen Reit-
bahn ein halbrundes Theater errichtete und damit diese Form
zur Geltung brachte. Aber auch mit diesem entzweite sich 1752
Gottsched. Die Neuber hatte sich zwischendurch wieder in Leipzig
versucht, 1750 aber Koch das Feld geräumt. Sie lebte dann in
bitterster Armut in Dresden und starb zu Laubegast bei Dresden
am 20. Nov. 1760. Gottsched selbst aber schied, von einer neuen
Zeitrichtung überholt, am 12. Dez. 1766.
Zu den gegnerischen Gruppen, die sich von Gottsched trennten,
gehörte auch der Leipziger Dichterverein. Als Haupt dieses Bundes
hat Christian Fürchtegott Gellert, geb. am 4. Juli 1715 zu Hai-
nichen, gest. am 13. Dez. 1769 zu Leipzig, einen weit über Sachsens
Grenzen hinausgehenden Einfluß ausgeübt. Seine Romane und
seine weinerlichen Lustspiele sind längst vergessen. Nicht ver-
gessen dagegen, sondern ein Gemeingut von köstlichstem Werte sind
seine herzlichsrommen geistlichen Lieder und seine mit liebens-
würdigem Freimute geschriebenen Fabeln. Als er am 18. Dez.
1760 von dem zu Leipzig aufhältlichen König Friedrich zu einer
Unterredung befohlen worden war, erhielt der Vortrag seiner
Fabel von dem Maler in Athen des Königs uneingeschränkten
Beifall und Friedrich gab dem scheidenden Dichter das Zeugnis:
„C’est le plus raisonnable de tous les savants allemands!“
Auch Prinz Heinrich schätzte ihn und schenkte ihm sein in der
Schlacht von Freiberg gerittenes sicheres Pferd, auf dem im Rosen-
tal spazieren zu reiten der Rat der Stadt Gellert als einzigem
die Erlaubnis gab. Als dies Roß eingegangen war, erhielt
Gellert vom Kurfürsten ein anderes mit allem Zubehör geschenkt,
das der Reitknecht die staunenden Leipziger gegen ein Trinkgeld
betrachten ließ. An Gellert als Fabeldichter schloß sich, ab-
gesehen von dem Elsässer Pfeffel, der aus Wurzen gebürtige Mag-
nus Gottfried Lichtwer an (1719—1783).
Merkwürdigerweise waren es zwei von Brühl angestellte Be-
amte, die Neigung zur Satire empfanden. Christ. Ludwig Liscow,
zu Wittenburg in Mecklenburg 1701 geboren, trat 1741 in Brühls
Dienste als Privatsekretär und wurde 1745 zum Kriegsrate ge-